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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

St. Bernhard in Frankfurt-Nordend

St. Bernhard in Frankfurt-Nordend

Sabine Gruber

In Frankfurt gab es immer wieder Phasen einer regen Bautätigkeit, während derer nicht nur zahlreiche neue Wohn- und Geschäftshäuser entstanden, sondern auch neue öffentliche Gebäude und Kirchen. Eine dieser Bauphasen war das Ende des 19. und der Beginn des 20. Jahrhunderts, die sogenannte Gründerzeit - eine Zeit, in der die Frankfurter Bevölkerung stark zunahm, nicht nur wegen des allgemeinen Bevölkerungswachstums, sondern auch aufgrund von Zuwanderung aus dem Umland und anderen Regionen Deutschlands. Zwar hatte es in Frankfurt schon immer neu Zugezogene reformierter oder katholischer Konfession gegeben, aber deren Gemeinden blieben überschaubar. Erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mangelte es insbesondere an katholischen Kirchen. Eine der Kirchen, die gebaut wurden, um den Mangel an katholischen Kirchen auszugleichen, ist die Frankfurter St.-Bernhard-Kirche.

Die Gemeindegründung zog sich über einen längeren Zeitraum hin. An ihrem Anfang stand eine Niederlassung der Dernbacher Schwestern aus dem Jahr 1860 am zwischen dem Oeden Weg und der Eckenheimer Landstraße gelegenen Mittelweg in Nordend-West, die über eine kleine Hauskapelle verfügte. Eine vergrößerte Ordensniederlassung entstand Anfang der 90er Jahre an der jenseits der Eckenheimer Landstraße gelegenen Koselstraße. Der Erwerb eines benachbarten Grundstücks am Koselweg 11-13 ermöglichte dann den Bau einer größeren Kirche für die vielen Katholiken in dem damals noch relativ jungen Stadtteil Nordend. Die neue Kirche wurde in dem kurzen Zeitraum von 1905 bis 1907 nach Plänen des Frankfurter Architekten Hans Rummel (1872-1952) errichtet. Als Termin für die Grundsteinlegung hatte man das Fest Mariä Verkündigung ausgewählt.

Dass die Kirche den Zweck verfolgte, möglichst viele Besucherinnen und Besucher aufnehmen zu können, spiegelt sich in der Bauweise des imposanten neuromanischen Kuppelbaus mit den beiden rechts und links des Portals gelegenen Türmen wieder. Anders als die meisten älteren Kirchen ist die unter dem Patronat des Heiligen Bernhards von Clairvaux (1090-1153) stehende Kirche nicht geostet, sondern ihr Altarbereich befindet sich im Süden. Ein kleiner begrünter Kirchplatz hebt die etwas zurückgesetzt stehende Kirche von den Wohngebäuden ihrer Umgebung ab. Seit 1911 war das heute etwas nüchtern wirkende Kirchenschiff mit ornamentalen Malereien im byzantinischen Stil geschmückt, von denen nur noch ein kleiner Teil erhalten ist. Ein Grund für das heute veränderte Aussehen des Innenraums sind die Schäden bei Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs. Die Kirche wurde dadurch zwar stark beschädigt, blieb aber in ihren wesentlichen Strukturen erhalten, sodass sie nicht neu aufgebaut werden musste. Bis auf eine im Krieg zerstörte Glocke befindet sich in den Türmen auch noch das ursprüngliche Glockengeläut. Unter anderem, um den Anforderungen der liturgischen Veränderungen durch das II. Vatikanische Konzil gerecht werden zu können, wurde die Kirche in den Jahren 1969 bis 1976 umfangreich renoviert.

Unter den Gemeindepfarrern ist vor allem ihr zweiter Pfarrer Alois Eckert (1890-1969) hervorzuheben, der die Gemeinde über den langen Zeitraum von 1926 bis 1950 betreute, dem Jahr als er zum Stadtpfarrer berufen wurde. Eckert entstammte der Tradition des Sozialkatholizismus und sorgte unter anderem dafür, dass die Gemeinde einen eigenen Kindergarten erhielt. Vor allem aber nahm er von Anfang an eine kompromisslose Haltung gegenüber den Nationalsozialisten ein, die insbesondere viele Frankfurter Protestanten vermissen ließen. So kritisierte er beispielsweise den Boykott jüdischer Geschäfte von 1933, war einer der Mitbegründer eines informellen Zusammenschlusses von Geistlichen gegen die Nazis und wurde 1936 zu drei Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt, weil er sich 1935 am Jahrestag des Hitlerputsches, geweigert hatte, an der Kirche eine Flagge zu hissen. Bernhard Becker (1914-1937), der Pfarrjungscharführer der Gemeinde, wurde durch Folterungen während seiner Untersuchungshaft in den Tod getrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete dessen Zwillingsbruder, Ludwig Becker (1914-1971), die neuen Glasfenster der Kirche.

Heute liegt der Schwerpunkt der Gemeinde wegen des hohen Anteils junger Familien im Stadtteil auf der Seelsorge für Familien. An der St. Bernhard-Kirche ist außerdem die portugiesischsprachige Frankfurter Katholische Gemeinde ansässig.

 

 

Adresse: 

Koselstraße 11-13

60318 Frankfurt am Main

 

*****

Textquellen:

Greef, Klaus: Das katholische Frankfurt - einst und jetzt. Frankfurt a. M., 1989.

Reimer, Klaus: Von der katholischen Armenfürsorge zum Unternehmen Nächstenliebe: Geschichte des Caritasverbandes Frankfurts, Ein Beitrag zur Frankfurter Sozialgeschichte, Göttingen, 2019.

>https://www.dom-frankfurt.de/dompfarrei/kirchorte/st-bernhard< abgerufen am 01.03.2023.

>https://www.dom-frankfurt.de/dompfarrei/kirchorte/st-bernhard/kirche< abgerufen am 01.03.2023.

>http://www.old.stbernhard.de/< abgerufen am 01.03.2023.

>https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-im-nordend/familien/becker-bernhard< abgerufen am 01.03.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Becker_(Maler,_1914)< abgerufen am 01.03.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/St._Bernhard_(Frankfurt_am_Main)< abgerufen am 01.03.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: St-Bernhardkirche Frankfurt-Nordend, 2013, Urheber: Gaki64 via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

St. barnhard ffm p 062, 2011, Urheber: Peng via Wikimedia Commons CC BY 3.0.

St-Bernhard Innenraum 09052014, 2014, Urheber: Urmelbeauftragter via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

 

 

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