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Albert Schweitzer und Frankfurt

Albert Schweitzer und Frankfurt

Sabine Gruber

In einem modernen Gebäude in der Wolfsgangstraße im Frankfurter Westend befindet sich eines der zu Unrecht weniger in den Reiseführern beworbenen Frankfurter Museen. Zum Deutschen Albert Schweitzer-Zentrum, das ein Begegnungszentrum mit einer Forschungsstelle vereint, gehört auch das Albert-Schweitzer-Museum (Stand Juli 2022 ist sein Umzug nach Offenbach geplant), dessen Dauerausstellung "Albert Schweitzer – Grenzenlose Menschlichkeit im Denken und Handeln" das Leben des Theologen, Philosophen, Musikers, Musikwissenschaftlers und Arztes unter anderem anhand von Originalen aus seinem Nachlass zeigt. Ihren Fokus richtet die Ausstellung vor allem auf das Wirken des Nobelpreisträgers in Lambarene in Westafrika. Sie stellt außerdem zahlreiche aktuelle Bezüge her.

Das Deutsche Albert Schweitzer-Zentrum ist aus dem ursprünglich am Frankfurter Römerberg gelegenen, damals vom Evangelischen Gemeindeverband betreuten Schweitzer-Archiv hervorgegangen. Es bietet neben dem Museum und Veranstaltungen (u. a. für Schüler und Schülerinnen), eine Bibliothek mit allen von Schweitzer veröffentlichten Schriften sowie zahlreiche Publikationen über ihn. Das Archiv des Forschungszentrums enthält neben den im Museum gezeigten zahlreiche weitere Dokumente über Schweizers Biographie und Wirken. Träger des DASZ ist der Deutsche Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene e.V. (DHV), der dort auch seine Geschäftsstelle hat.

Dass das Zentrum seinen Sitz in der Messestadt hat, ist keinen Zufällen in Albert Schweitzers Nachlassverwaltung geschuldet, sondern hat seinen Ursprung in einer längeren Verbundenheit Schweitzers mit der Stadt. Immer wieder kam er bei seinen Europaaufenthalten nach Frankfurt. So spielte er beispielsweise gern auf der damaligen Walcker-Orgel der im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Lukaskirche in Sachsenhausen, bei der es sich um die größte Orgel Frankfurts handelte. Im Sommer 1928 gab er dort eines seiner berühmten Orgelkonzerte. Sein damaliger Aufenthalt in der Messestadt galt auch der Entgegennahme des Goethepreises, mit dem die Stadt ihn als zweiten Preisträger ausgezeichnet hatte. Der Schriftsteller Stefan George (1868-1933), den die Stadt im Jahr zuvor mit dem Preis bedacht hatte, hatte diesen nicht selbst entgegengenommen. Schweitzer schrieb dagegen am 26. Juli 1928 an Alfons Paquet (1881-1944), den Sekretär des Goethepreis-Kuratoriums, der ihn für diesen Preis vorgeschlagen hatte: "Am 28ten August möchte ich nur mit einigen Dankesworten für die Ehre danken, da ich der erste Preisträger bin, der zur Feier erscheint und auch in Kürze sagen was mir Goethe ist und was mich von jeher an ihn gebunden hat." Die Laudatio zur Preisverleihung hielt der Frankfurter Oberbürgermeister Ludwig Landmann (1868-1945).

Schweitzer lernte bei der Verleihung des Goethepreises unter anderen den damaligen Leiter des Frankfurter Goethehauses, Ernst Beutler (1885-1960), kennen und freundete sich mit ihm an. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten korrespondierten sie regelmäßig miteinander und trafen sich noch mehrfach in Frankfurt. Schon zwei Jahre später hielt sich Schweitzer erneut in der Stadt auf, um dort die Rede zum 100. Todestag Goethes zu halten, eine Gelegenheit, die er auch nutzte um seine Zuhörer und Zuhörerinnen vor dem Nationalsozialismus zu warnen. Eine Einladung der Stadt Frankfurt am 28. August 1949, die Festrede zur Neueinweihung der wiedererrichteten Paulskirche zu halten, lehnte er mit den Worten ab, er als jemand "der mit euch alles Grausige durchgemacht hat und jetzt mit euch in dieser in ihrer Art auch grausigen Nachkriegszeit lebt," könnte nicht "zu euch von Goethe und was er seinem Volke bedeutet reden". Nach dem Goethepreis verlieh die Stadt Frankfurt am 9. Oktober 1959 auch die Ehrenbürgerwürde an Albert Schweitzer.

Ihren Ehrenbürger und Goethepreisträger ehrte die Stadt nicht nur mit einer im Stadtteil Niedereschbach gelegenen Straße, sondern darüber hinaus auch mit einer nach ihm benannten Wohnsiedlung im Stadtteil Dornbusch, die von 1953 bis 1956 von der Nassauischen Heim Siedlungsgesellschaft errichtet worden war und deren Baustelle Albert Schweitzer 1955 besucht hatte.

 

Adresse:

DASZ / Stiftung DASZ / DHV

Wolfsgangstr. 109

60322 Frankfurt

Das Museum ist umzugsbedingt geschlossen.

 

Neue Adresse (des Museums):

Ludo-Mayer-Straße 1

63065 Offenbach am Main

 

 

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Textquellen: 

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer. Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Suermann, Thomas: Albert Schweitzer als "homo politicus": Eine biographische Studie zum politischen Denken und Handeln des Friedensnobelpreisträgers, Berlin, 2012 (darin auch das Zitat zur Absage der Paulskirchenrede).

Zager, Werner: Albert Schweitzer als liberaler Theologe: Studien zu einem theologischen und philosophischen Denker, Berlin, 2009 (darin auch das Zitat aus dem Brief Schweitzers an Alfons Paquet).

>https://albert-schweitzer-heute.de/dasz/< abgerufen am 16.12.2022.

>https://albert-schweitzer-heute.de/dasz/museum/< abgerufen am 16.12.2022.

>https://www.frankfurt-tourismus.de/Media/Attraktionen/Museen/Deutsches-Albert-Schweitzer-Zentrum#/article/54910e59-b915-4daa-9d53-962ae579e21c< abgerufen am 16.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Schweitzer< abgerufen am 16.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Lukaskirche_(Frankfurt_am_Main)< abgerufen am 16.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Albert-Schweitzer-Siedlung< abgerufen am 16.12.2022.

>https://www.100jahrenhw.de/100-jahre-nhw/architektur-siedlung-highlights/a/albert-schweitzer-siedlung< abgerufen am 16.12.2022.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: 

Albert Schweitzer, 1952, Urheber: Nobel Foundation via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Schweitzer im Jahr 1912. Ölbild von Émile Schneider, Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Albert-Schweitzer-Siedlung Wohnhochhaus, 2013, Urheber: Gaki64 via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

 

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