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Quatsch Didel Datsch

Kinderreime

von Norbert Neugebauer (Autor), Werner Kiepfer (Autor), Petra Lefin (Illustrator)

Kinder wollen unterhalten sein. Sie lieben Geschichten und Spaß, Rhythmus und Reim.
Das Spiel mit den Worten, die einen ähnlichen Klang aufweisen, fasziniert sie. Der Gleichklang und Rhythmus von Versen lassen sie die (Mutter-)Sprache spielerisch erfassen. Dadurch lassen sie sich schnell auswendig lernen, immer wieder nachsprechen und fördern so das Sprachvermögen. - Mit den liebevollen Zeichnungen von Petra Lefin bietet das Heft Unterhaltung für die ganze Familie.

Roßmarkt, Goetheplatz, Rathenauplatz

Roßmarkt, Goetheplatz, Rathenauplatz

Ralph Zade

Drei Plätze mit gemeinsamem Ursprung

„Die schönsten Plätze sind der Roßmarkt, der Römerberg und der Liebfrauenberg.“ wusste 1835 das Damen-Conversations-Lexikon zu berichten. Heute ist das Erscheinungsbild des Platzes durchaus umstritten, dazu später. Jedenfalls war er in vergangenen Zeiten – und insbesondere in der Zeit um 1800 – nicht nur einer der schönsten, sondern auch einer der wichtigsten Plätze in Frankfurt. In der Mansarde des Hauses zur Goldenen Kette, Am Roßmarkt 15, lebte in seiner Frankfurter Hauslehrerzeit (1797-1800) bei der Weinhändlerfamilie Gogel der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, im Haus zum Goldenen Brunnen logierte ab 1795, nachdem sie Goethes Geburtshaus, das heutige Goethehaus, verkauft hatte, Goethes Mutter Catharina Elisabeth Goethe, am Roßmarkt hatte auch Johann Friedrich Städel, dessen Nachlassstiftung die Grundlage des heutigen Städel-Museums bildet, ein Haus, das nach seinem Tod 1816 in die Stiftung einging, und am Roßmarkt wohnte überdies eine fiktive Figur, Peregrinus Tyß, der Held von E. T. A. Hoffmanns „Meister Floh“. Der Roßmarkt war damals nicht nur ein zentraler Platz in Frankfurt – das ist er heute noch – sondern auch ein exklusiver Wohnort, was unter anderem an der Qualität der klassizistischen Bauten lag, die im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhundert hier errichtet worden waren.

Nicht immer war der Platz ein so vornehmer Ort gewesen und nicht immer lag er im Zentrum von Frankfurt – ursprünglich nämlich außerhalb der Stadtmauer, der 1180 errichteten und heute verschwundenen Staufenmauer, direkt an der Katharinenpforte, einem der drei Stadttore. 1332 wurde eine neue Mauer gebaut und der Roßmarkt in den ummauerten Bereich einbezogen. Die in ihrer heutigen Gestalt 1678-81 erbaute, 1944 zerstörte und nach dem Krieg wieder aufgebaute Katharinenkirche neben der gleichnamigen Pforte dominiert noch heute die an den Platz „An der Hauptwache“ grenzende Seite des Roßmarkts. Und der Roßmarkt war lange Zeit in erster Linie das, was sein Name aussagt, ein Ort, an dem Pferde verkauft wurden, was in einer Zeit, in der Pferde für die Fortbewegung unabdingbar waren, eine sehr wichtige Angelegenheit war. Diese Funktion behielt er bis ins 17. Jahrhundert. Obwohl er nun ein Teil der Neustadt war, des durch die neue Mauer umgebenen Erweiterungsteils der Stadt, war er weiterhin unbefestigt und konnte sich bei Regen in einen Sumpf verwandeln, was seiner Funktion nicht schadete. Einer der Hauptabnehmer für die hier verkauften Pferde waren die Fürsten von Thurn und Taxis, die diese für ihren Postdienst verwendeten, der im territorial zersplitterten Deutschland an die Stelle eines staatlichen Postdienstes trat. Allerdings hatte der Roßmarkt auch eine weniger vornehme Funktion, er diente als Hinrichtungsstätte, an der 1616 Vincenz Fettmilch, einer der Anführer des nach ihm benannten Aufstands, sein Leben verlor.

1666 wurde der Roßmarkt mit Bäumen bepflanzt; auf einer Seite wurden Reihenhäuser, die sogenannten Neuen Häuser, gebaut – ursprünglich, um hier immer vorhandene fliegende Töpferstände zu vertreiben. Das läutete eine neue Phase seiner Existenz ein, die sich dann im Bau der erwähnten klassizistischen Häuser fortsetzte. Ein bedeutendes Bauwerk war auch die 1788 bis 1792 erbaute französisch-reformierte Kirche, die wie viele andere Bauten am Roßmarkt 1944 unterging. In dieser Kirche, die sich nahtlos in die Bauumgebung einfügte und auf den ersten Blick nicht als Kirche erkennbar war, heiratete 1837 der Komponist Felix-Mendelssohn-Bartholdy die Tochter des ehemaligen Pfarrers der Kirche.

Am nördlichen Teil des Roßmarkts wurde 1782 das neue – heute ebenfalls nicht mehr existierende – Frankfurter Nationaltheater eingeweiht – vorher hatten nur fahrende Truppen in Frankfurt gespielt. Das führte dazu, dass dieser Teil des Platzes als Comoedienplatz oder auch als Theaterplatz bezeichnet wurde. Auch der mittlere Teil des Roßmarkts entwickelte eine Eigenidentität. Nachdem hier 1844 ein Goethe-Denkmal von Ludwig Schwanthaler, einem klassizistischen Bildhauer aus Bayern, aufgestellt wurde, wurde dieser Teil als Goetheplatz bezeichnet. Damit war die heute noch existierende Platzfolge geschaffen: Roßmarkt, Goetheplatz, Theaterplatz, wobei der Theaterplatz, an dem es dann schon kein Theater mehr gab, in der Weimarer Republik in Rathenauplatz umbenannt wurde, nach dem 1922 von Rechtsradikalen ermordeten Außenminister. Nachdem die Nazis den Platz kurzzeitig in Horst-Wessel-Platz umgetauft hatten, trägt er seit 1945 wieder den Namen Rathenaus.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden am Roßmarkt die bestehenden klassizistischen Bauten zum großen Teil abgerissen und durch Gründerzeitbauten ersetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bebauung aller drei Plätze schwer zerstört. Allerdings blieb von den „Neuen Häusern“ aus dem 17. Jahrhundert so viel übrig, dass eine Rekonstruktion möglich gewesen wäre. Diese Möglichkeit nutzte man jedoch nicht, sondern riss die Häuser ab, um den Platz zu vergrößern. Die hier entstandene Wiederaufbauarchitektur der 50er Jahre ist wenig qualitätvoll. Das Goethedenkmal wurde demontiert und in der Gallusanlage aufgestellt. In der Folge verloren die drei ineinander übergehenden Plätze weitgehend ihren Eigencharakter, wobei die Aufteilung in den Platznamen bestehen blieb. Städtebaulich hatte der Ort damit einen großen Teil seines einstigen Charmes eingebüßt.

Erst nach der Jahrtausendwende kam es zu städtebaulichen Revitalisierungsversuchen, deren Ziel es u. a. war, den Plätzen wieder einen eigenen Charakter zu geben. 2008 wurden die Arbeiten abgeschlossen und auch das Goethe-Denkmal steht nun wieder an seinem angestammten Platz, wenn auch nicht mit derselben Blickrichtung wie vorher. Auf den drei Plätzen stehen daher nun zwei Denkmäler: neben dem für Goethe noch ein in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts von Eduard Schmidt von der Launitz geschaffenes Gutenberg-Denkmal auf dem Roßmarkt. Es gibt aber nach wie vor Kritik am Erscheinungsbild der drei Plätze und die städtebaulichen Überlegungen sind nicht abgeschlossen. Wie dem auch sei – die Atmosphäre, die hier um 1800 geherrscht haben muss, wird sich nicht wieder einstellen, der Ort ist seiner Geschichte wegen aber allemal einen Besuch wert.


*****

Textquellen:

Damen Conversations Lexikon, Band 4, [o.O.], 1835 (Zitat: S. 181)

Webseite zur Geschichte des Platzes: abgerufen von >http://rossmarkthoch3.jubelwerk.de/geschichte.html< am 29.03.2020.

Webseite zur Umgestaltung der Platzfolge: abgerufen von >https://www.landschaftsarchitektur-heute.de/themen/urbane-plaetze/details/1312< am 29.03. 2020.

FAZ-Bericht zur anstehenden Umgestaltungen 2019: abgerufen von

>https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/drei-muster-zur-gestaltung-des-frankfurter-goetheplatzes-16135077.html< am 29.03.2020.


Bildquellen:

Vorschaubild: Der Roßmarkt 1738, Urheber: Georg Daniel Haumann via Wikimedia Commons Gemeinfrei; Die Südseite des Roßmarkts mit der Katharinenkirche, 2014, Urheber: Daviidos via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0; 19081219 frankfurt goetheplatz, 1908, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei; Goetheplatz in Ffm-Innenstadt, 2011, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.

Der Roßmarkt 1871, Urheber: Carl Friedrich Mylius via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Hinrichtung von Vinzenz Fettmilch 1616 auf dem Roßmarkt, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Blick vom Roßmarkt auf den Goethe und Rathenauplatz, 2014, Urheber: Daviidos via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Das Gutenberg-Denkmal am Roßmarkt, 2014, Urheber: Epizentrum via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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