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Sommerschnee

Berndt Seite

Hardcover, 124 S., 2020 erscheint demnächst; Bereits vorbestellbar

ISBN: 978-3-86397-134-2
Preis: 15,00 €

Sommerschnee – das sind die luftig-bauschigen Samenfasern der Pappelfrüchte, die sich im Sommer öffnen und die Welt mit ihrem weißen Flaum überziehen: Schnee in der wärmsten Jahreszeit. Mal melancholisch, mal mandelbitter, aber stets in größter Genauigkeit geht Berndt Seite auch in seinem neuen Lyrikband den Erscheinungsformen der Natur nach und lotet in ihnen die Bedingungen des Lebens aus.

Clara Schumann in Frankfurt

Clara Schumann in Frankfurt

Ralph Zade

Clara Schumann (geb. Wieck, 1819-1896), die bekannte Pianistin, Komponistin und Ehefrau des Komponisten Robert Schumann, an deren Porträt auf dem letzten 100-DM-Schein vor der Euro-Einführung sich viele erinnern, verbindet man in erster Linie mit Leipzig, wo sie geboren wurde und ihre Jugend verlebte. Dass sie auch zu Frankfurt eine enge biographische Verbindung hat, ist vielfach weniger bekannt. Eine zum 200. Geburtstag 2019 vom Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster ausgerichtete Ausstellung hat das nun zumindest in Frankfurt selbst geändert.

Auf Konzertreisen kam Clara Schumann immer wieder nach Frankfurt, zuerst 1832, noch als Kind – ihr erster öffentlicher Auftritt hatte in Leipzig bereits im Oktober 1828 stattgefunden. Ab den 50er Jahren führten sie regelmäßige Konzertaufenthalte immer wieder in die Stadt, in der es aufgrund einer wohlhabenden Bürgerschicht ein an ihren Konzertauftritten interessiertes Publikum gab. Lange Zeit war Frankfurt aber eine von vielen Städten, die sie auf entsprechenden Tourneen besuchte, und ihr Verhältnis zur Mainmetropole unterschied sich nicht von dem anderer Schauplätze ihrer Auftritte.

Das änderte sich im Jahre 1878 grundlegend. In diesem Jahr erhielt Clara Schumann eine Anstellung als „erste Klavierlehrerin“ an Dr. Hoch’s Konservatorium. Dieses war aufgrund der testamentarischen Verfügung von Joseph Hoch (1815-1874) im selben Jahr gegründet worden; Gründungsdirektor war der Schweizer Komponist Joseph Joachim Raff (1822-1882). Der Stifter Joseph Paul Johannes Hoch entstammte einer alteingesessenen Frankfurter Familie – sein Vater Johann Peter Hieronymus Hoch (1779-1831) hatte es 1829 zum Älteren Bürgermeister gebracht und damit das höchste Staatsamt in Frankfurt innegehabt. Joseph Hoch, der Jurist, aber musikalisch sehr begabt war – er spielte Klavier und Geige – nahm sich für sein Testament das von Johann Friedrich Städel – heute noch bekannt durch das Städelsche Kunstinstitut – zum Vorbild und ist damit Teil einer langen Tradition des Mäzenatentums Frankfurter Bürger. Sein gesamtes Erbe in Höhe von einer Million Goldmark kam der Konservatoriumsstiftung zugute.

Clara Schumann war 1878 – was sich allerdings wenige Jahre später änderte – die einzige Frau am Konservatorium; hierauf angesprochen sagte Joseph Joachim Raff den bekannt gewordenen Satz: „Madame Schumann kann ich eben wohl als Mann rechnen“. Das bezog sich u. a. auf ihre allgemein bekannte eiserne Strenge als Lehrerin. Die 59-jährige Schumann, deren nicht weniger berühmter Mann Robert bereits 1856 gestorben war, zögerte zunächst bei der Annahme des ihr von Raff gemachten Angebots, weil dieser der neudeutschen Richtung von Wagner und Liszt zugeneigt war, während sie selbst sich einer durch ihren Mann und den mit ihr befreundeten Johannes Brahms verkörperten konservativeren Strömung zugehörig fühlte. Nach der Erfüllung von ihr gestellter zusätzlicher Bedingungen und dem Zuraten von Brahms sagte sie dann aber doch zu.

Im Oktober 1878 zog Clara Schumann mit ihren beiden Töchtern Marie und Eugenie und ihrem Sohn Felix in eine Doppelhaushälfte in der Myliusstraße 32 im Frankfurter Westend, das schon damals ein bevorzugtes Wohnviertel der besseren Gesellschaft war. Der lungenkranke Felix starb bereits ein Jahr später.

Den Tagesablauf in der Myliusstraße – im Haus befanden sich unten im Parterre Repräsentations- und Empfangsräume, oben Privat- und Schlafräume sowie Dienstbotenzimmer – zum Haushalt gehörte ein Dienstmädchen und eine Köchin – beschrieb die Tochter Eugenie so (zitiert nach Kienzle, S. 109):

„Unser häusliches Leben war wie immer, so auch nun in Frankfurt, streng geregelt. Beim Frühstück blieben wir meist gemütlich sitzen. Mama las ihre Briefe, oder vielmehr, sie las sie uns vor. (…) um halb elf Uhr kamen die Schüler. Nach den Stunden ging oder fuhr sie spazieren, wobei meist die Fähigkeiten und Leistungen der Schüler besprochen wurden. (…) Von vier bis fünf Uhr spielte sie, und danach empfing sie beim Tee Besuche, die sich alle Tage zahlreich einfanden.“

Hiermit sind die günstigen Konditionen angesprochen, die Clara Schumann aufgrund ihrer hervorragenden Reputation für sich aushandeln konnte: Sie durfte zuhause unterrichten. Unter ihren Schülern überwogen Frauen, viele von ihnen kamen aus dem Ausland und einige wurden später ihrerseits bekannt. Clara Schumann hatte zwar legendär hohe Ansprüche und brachte manche Schülerin damit zur Verzweiflung, setzte sich aber auch sehr für von ihr als begabt angesehene Schülerinnen ein, u. a. durch Vermittlung von Finanzierungen, Auftritten und Stellen.

Das Haus in der Myliusstraße befand sich anfangs noch in der Nähe von Wiesen, was sich aber mit der zunehmenden Bebauung des Westends relativ schnell änderte. Zum in der Altstadt am Mainufer gelegenen Saalhof, dem bis 1888 ersten Domizil des Konservatoriums (der nach Kriegszerstörung wiederaufgebaut wurde und heute in das Historische Museum integriert ist), war es nicht allzu weit. Das Frankfurter Stadttheater befand sich am damaligen Theaterplatz (heute Rathenauplatz) und 1880 kam noch die neu erbaute Oper (heute: Alte Oper) hinzu. Konzerte von Clara Schumann fanden allerdings auch vielfach bei Clara Schumann zuhause in der Myliusstraße statt – in den Empfangsräumen im Parterre.

Clara Schumann zog sich 1891 aus dem Konservatorium zurück. Ihr letztes Konzert gab sie am 12. März 1891. In den Folgejahren wurde ihr Hörvermögen durch ein „Kopfleiden“ stark beeinträchtigt. Sie starb am 20. Mai 1896 infolge eines Schlaganfalls und wurde auf eigenen Wunsch auf dem Alten Friedhof in Bonn neben ihrem Mann Robert Schumann beigesetzt.

Der eingangs genannte 100-DM-Schein nimmt auf der Rückseite auf Clara Schumanns Frankfurter Zeit Bezug: Hinter einem Flügel zeigt er den Neubau in der Eschersheimer Landstraße 4, in dem Dr. Hoch’s Konservatorium von 1888 bis 1943 seinen Sitz hatte – das Gebäude wurde 1943 bei einem Luftangriff zerstört.


*****

Textquellen:

Kienzle, Ulrike: Clara Schumann – Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts Societäts-Verlag, Frankfurt 2019 (= Begleitpublikation zur genannten Ausstellung zum 200. Geburtstag Clara Schumanns) .

Webseite zur Geburtstagsausstellung 2019: abgerufen von > https://www.stadtgeschichte-ffm.de/de/veranstaltun... < am 31.12.2019.

Seite zur Frankfurter Zeit Clara Schumanns auf dem Schumann-Portal: abgerufen von > https://www.schumann-portal.de/Frankfurt-Main_1878... < am 31.12.2019.

Webseite von Dr. Hoch’s Konservatorium: abgerufen von > https://www.dr-hochs.de/de < am 29.12.2019.

Knechtges-Obrecht, Irmgard: Clara Schumann: ein Leben für die Musik. wbg Theiss in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG), Darmstadt 2019 .


Bildquellen:

Vorschaubild: Clara Schumann, Patstellzeichnung von Franz von Lenbach nach Skizzen aus dem Jahr 1878 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Clara Schumann 1887, Fotografie von Elliot & Fry via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Saalhof um 1900. Domizil des Dr. Hoch’schen Konservatoriums von 1878 bis 1888, Urheber: Carl Friedrich Fay; Quelle: Bilder aus dem Alten Frankfurt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Myliusstraße 32, Frankfurt, 2012, Urheber: Karsten11 via Wikimedia Commons CCO.

Eschenheimer Landstr. 4. Hoch Conservatory, c. 1900. Home of the Hoch Conservatory 1888-1943, 1900, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Public Domain.

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