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Tee mit der Königin

Kurzgeschichten aus Wales herausgegeben und übersetzt von Frank Meyer und Angharad Price.

St.-Antonius-Kirche in Frankfurt-Rödelheim

St.-Antonius-Kirche in Frankfurt-Rödelheim

Sabine Gruber

Rödelheim, das bis 1806 zur Herrschaft der Grafen von Solms-Rödelheim gehörte, war traditionell evangelisch. Dennoch gab es bereits im 19. Jahrhundert eine nicht geringe Anzahl von Katholiken unter den Rödelheimer Einwohnern. Im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ermöglichten Spenden, auf dem Gelände einer ehemaligen Gerberei am Mühlbach am Rebstöcker Weg eine kleine Kirche zu bauen. Am 18. Oktober 1819 wurde sie geweiht. Da sie noch keinen eigenen Pfarrer hatte, geschah das durch den Frankfurter Stadtpfarrer Johann Ludwig Orth (1770-1828). Schon im ersten Jahr ihres Bestehens wurde die Kirche überschwemmt und es waren bereits erste Sanierungsarbeiten notwendig. Trotz ihrer ständigen Bedrohung durch Hochwasser blieb die kleine Kirche mehrere Jahrzehnte lang das Gotteshaus der Rödelheimer Katholiken.

Im Jahr 1842 wurde Rödelheim zur selbstständigen katholischen Pfarrei erklärt und mit einem eigenen Pfarrer ausgestattet. Der erste Gemeindepfarrer blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1881 dort. Danach hatte die Rödelheimer katholische Gemeinde zunächst keinen eigenen Pfarrer mehr und wurde von Pfarrern aus Mainz und Limburg mitbetreut. Nachdem die Anzahl der katholischen Einwohner Rödelheims auf über 1200 angewachsen war, war die Kirche auf dem Gelände der Gerberei endgültig zu klein geworden. Außerdem war sie baufällig. Es wurde ein Kirchbauverein gegründet und Ausschau nach einem geeigneten Bauplatz gehalten. Um die Aussicht auf einen Gemeindepfarrer zu verbessern, bot Marie von Stumpf-Brentano (1841-1919), eine Enkelin Georg Brentanos, eines Bruders Clemens und Bettine Brentanos, dessen Lebenswerk der in Teilen heute noch bestehende Rödelheimer Brentanopark war, an, das Gehalt des Pfarrers aus ihren eigenen Mitteln aufzustocken. Die wohlhabende Familie Brentano war für die katholische Kirche Rödelheims sehr wichtig, denn deren Mitglieder waren größtenteils Tagelöhner und Arbeiter, die sich mit der beginnenden Industrialisierung in Rödelheim angesiedelt hatten. Als neuer Gemeindepfarrer wurde schließlich Philipp Krohmann (1850-1939) gefunden. Nachdem er zunächst nur Hilfsseelsorger der Gemeinde gewesen war, wurde er am 1. Juli 1886 in sein Amt als Gemeindepfarrer eingeführt.

Dank des Kirchenbauvereins konnte am 25. September 1892 der Grundstein für die neue Kirche gelegt werden, die dem heiligen Antonius von Padua geweiht werden sollte. Der Bauplatz befand sich etwas näher am Ortszentrum als der frühere auf dem Gelände der Gerberei. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später, am 20. September 1894, wurde die Kirche geweiht. Sie wurde im damals gerade in Mode gekommenen neogotischen Stil errichtet. Als Schmuckelement im Kircheninneren diente (und dient) unter anderem ein Bilderfries des Düsseldorfer Malers Reyle, der auf der einen Seite Szenen aus dem Leben Jesu und auf der anderen Seite Begebenheiten aus dem Leben verschiedener Heiliger zeigt: Maria Magdalena, die berühmte Fischpredigt des Antonius von Padua, dem die Kirche geweiht ist, Carlo Borromeo, Bonifatius und Elisabeth von Thüringen. Die Steinfiguren – heute im Chorraum, bis zur Umgestaltung infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils am Hochaltar – , die die heilige Maria Magdalena, den heiligen Carlo Borromeo, den heiligen Papst Clemens und die heilige Theresia von Avila darstellen, sind eine Stiftung Marie von Stumpf-Brentanos. Die beiden Altarbilder des Antonius-Altars im linken Seitenschiff, die das Martyrium des Judas Thaddäus und des Apostels Simon darstellen und bereits für die Vorgängerkirche gestiftet worden waren, von keinem geringeren als dem Dichter Clemens Brentano, der sie in München gekauft hatte, wurden früher Hans Holbein dem Älteren zugeschrieben, stammen jedoch nach neueren Erkenntnissen von dessen Bruder Sigmund. Die Originale wurden später vom Limburger Diözesanmuseum übernommen und in der Kirche durch Kopien ersetzt. Eine weitere Stiftung von Marie von Stumpf-Brentano ermöglichte 1895 den Bau eines Schwesternhauses in der heutigen Alexanderstraße 24.

1944 wurde das Pfarrhaus durch einen Bombenangriff zerstört und wenig später wurde auch die Antoniuskirche so stark beschädigt, dass das Gewölbe einstürzte und alle Fenster zerstört wurden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ein neuer Kirchbauverein gegründet, der für den Wiederaufbau sorgte. Schon 1949 konnte wieder Gottesdienst gehalten werden. Die heutige Orgel wurde 1985 von der saarländischen Orgelfirma Mayer im alten, neogotischen Gehäuse gebaut. Eine weitere Umgestaltung des Kircheninneren fand nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil statt. Seit 2002 finden in Sankt Antonius auch die Gottesdienste der Indischen Gemeinde und seit 2004 die der Indonesischen Gemeinde statt. Seit 2017 gehört die Antoniuskirche zu der aus mehreren Kirchen bestehenden Pfarrei Sankt Marien.

 

 

Adresse

Sankt Antonius

Alexanderstraße 23

60489 Frankfurt a. M.

 

 

 

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Textquellen

Chronik der Pfarrgemeinde St. Antonius Frankfurt-Rödelheim. Zusammengefasst und ergänzt von Judith Kneifel. Frankfurt a. M. 2005.

Hungari‘s Priester-Jubiläum. In: Sion. Eine Stimme in der Kirche für unsere Zeit. Augsburg 1863, Sp. 1344f.

Rödelheim – damals. Hrsg. vom Verein „1200 Jahre Rödelheim e. V.“. Gestaltet von: Walter Brieke, Heinrich Dippel, Alois Grohganz, Hermann Jeschke, Bernhard Reichel. Frankfurt a. M. 1987.

Geschichte der Kirchen in Sankt Marien Frankfurt am Main: abgerufen von >http://marien-frankfurt.de/wp-content/uploads/2017/03/Geschichte-der-Kirchen-in-Sankt-Marien.pdf#page=21&zoom=auto,-246,57< am 31.08.2018.

> https://de.wikipedia.org/wiki/Antoniuskirche_(R%C3%B6delheim < am 31.08.2018.

> https://de.wikipedia.org/wiki/Brentano < am 31.08.2018.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Antoniuskirche, 2010, Urheber: Karsten11 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Antoniuskirche in Frankfurt am Main-Rödelheim, Detailansicht Fenster im linken Flügel, 2010, Urheber: Karsten11 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Blick zur Orgel, 2015, Urheber: DXR via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

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