Frankfurt-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Frankfurt-Lese
Unser Leseangebot

Martinsfest - Wir feiern Martini

Florian Russi

Kleine Broschüre mit Texten und Liedern zum Martinstag

Laterne, Laterne ... Im dunklen Monat November hält das Martinsfest einen Lichtpunkt für uns bereit. Vor allem Kinder freuen sich weit im Voraus auf den Martinstag, um mit ihren leuchtenden Laternen durch den Ort zu ziehen. Die Hintergründe zur Geschichte des festes und den traditionellen Bräuchensind in dieser Broschüre festgehalten. Mit einer Anleitung für eine selbstgebastelte Laterne, drei leckeren Rezepten und vielen Liedern, Gedichten und Reimen ist sie ein idealer Begleiter für jedermann.

Die Patrizierfamilie Lersner

Die Patrizierfamilie Lersner

Ralph Zade

Kaum eine andere Frankfurter Familie hat über Jahrhunderte so viel Einfluss ausgeübt wie die Familie Lersner (seit 1681: von Lersner). Nachgewiesen werden kann die Familie - ihr Name ist eine verschliffene Form von "Lersenmecher", was jemanden bezeichnet, der Dinge aus Leder macht, vor allem Lederstiefel und Lederhosen (das Familienwappen zeigte bis 1521 einen Lederstrumpf) - seit dem 15. Jahrhundert in Marburg. Die Lersners waren schon immer Juristen und Rechtsgelehrte und in der Universitätsstadt Marburg als solche tätig, seit 1486 waren Familienmitglieder auch Mitglieder des Marburger Stadtrats. Darüber hinaus waren Lersners in der hessischen Staatsverwaltung tätig. Das gilt auch für Hermann Lersner (1535-1613), der als Marburger Rechtsprofessor 1566 in die Frankfurter Familie Rauscher einheiratete, womit auch die Mitgliedschaft in der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten Limpurg verbunden war, einer Patriziergesellschaft, die bis heute existiert und damals großen Einfluss in der Stadtpolitik hatte. Hier hatte die fortan enge Beziehung der Lersners zu Frankfurt ihren Ursprung. Hermann Lersner wurde später landgräflicher "Rat und Diener von Haus aus", zeitweise Rektor der Marburger Universität, Hofgerichtsassessor und Landtagsdeputierter. Trotz seiner engen Beziehung zu Frankfurt hatte er auch Ämter und Interessen außerhalb Frankfurts, was ihn zu einem gewissen Grad von der Stadtpolitik unabhängig machte. So ähnlich sollte es bei vielen seiner Nachkommen sein.

Im Jahre 1706 erschien eines der bis heute bedeutsamsten Werke zur Frankfurter Stadtgeschichte, "Der Weitberühmten Freyen Reichs-Wahl und Handels-Stadt Frankfurt am Mayn Chronica", ein schwerer Foliant, der mittlerweile auf dem Antiquariatsmarkt für vierstellige Summen gehandelt wird (allerdings von Nicht-Bibliophilen etwas profaner auch als PDF im Internet heruntergeladen werden kann). Der Quellenwert dieses Werkes liegt vor allem darin, dass sein Autor Achilles August von Lersner (1662-1732), der die Arbeit des Amtsschreibers Gebhard Florian (eigentlich Georg Fickwirth) fortsetzte, Dokumente benutzte, die inzwischen vernichtet sind, weniger darin, dass er seine Quellen kritisch hinterfragt hätte. Anders als andere Chronisten seiner Zeit stützte er sich nicht in erster Linie auf eigene Aufzeichnungen, sondern zusätzlich auf amtliche Unterlagen, zu denen er als Jurist und Stadtpolitiker Zugang hatte. Das Buch bietet einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des alten Frankfurt und sichert das Andenken Lersners dauerhaft. Für seine Zeitgenossen war Lersner, der wie viele Mitglieder seiner Familie vor ihm die Rechte studiert hatte, nämlich in Tübingen, Gießen und Basel, jedoch nicht in erster Linie als Historiker bedeutend, sondern vorrangig als Stadtpolitiker: 1715 wurde er Ratsherr, 1721 war er Jüngerer Bürgermeister, 1727, 1728 und 1730 Älterer Bürgermeister (nach der Frankfurter Stadtverfassung gab es einen Älteren und einen Jüngeren Bürgermeister, die beide für ein Jahr gewählt wurden; dabei war ersterer Oberhaupt der Freien Reichsstadt Frankfurt und vertrat diese nach außen, außerdem saß er dem Rat der Stadt vor; der Jüngere Bürgermeister war dagegen v. a. für die Polizei und für das Zunftwesen zuständig). Fortgesetzt wurde Lersners Chronik durch seinen Sohn Georg August von Lersner (1701-1749), der 1734 einen zweiten Band veröffentlichte; ein geplanter dritter Band erschien nicht; der handschriftliche Entwurf dafür wird heute im Institut für Stadtgeschichte aufbewahrt.

Auch Friedrich Maximilian von Lersner (1697-1753) brachte es, nachdem er zunächst in dänischen Diensten gestanden hatte, zu Frankfurter Bürgermeisterämtern. 1739 war er Jüngerer Bürgermeister, 1747 und 1751 Älterer Bürgermeister. Karl VII. ernannte ihn zum kaiserlichen Rat. Er war aber nicht nur als Beamter und als Politiker erfolgreich, sondern betätigte sich auch künstlerisch und schrieb Libretti zu vier Opern des seinerzeit berühmten Komponisten Reinhard Keiser (1674-1739). Auch sein Bruder Heinrich Ludwig von Lersner (1703-1785), von dem das Frankfurter Goethe-Museum ein Porträt in Öl besitzt, stand zeitweise in dänischen Diensten und war von 1767 bis 1785 Administrator des Cronstettenstifts, das auf den Nachlass von Justina Catharina Steffan von Cronstetten (1677-1766) zurückgeht; die Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung existiert bis heute. Auf dem Familienbesitz in Nieder-Erlenbach (das erst seit 1972 ein Stadtteil von Frankfurt ist) ließ Heinrich Ludwig 1746 ein barockes Herrenhaus errichten, das heute noch steht. Dieses war bis 1953 in Familienbesitz und beherbergt heute eine Wohnanlage. Das Haus ist heute die sichtbarste Hinterlassenschaft der Familie von Lersner in Frankfurt.

Nachkommen der Familie gibt es immer noch, auch über Frankfurt hinaus. Bekannte Namensträger im 20. Jahrhundert waren z. B. Kurt von Lersner (1883-1954), der für das Deutsche Reich an den Verhandlungen für den Versailler Vertrag beteiligt war, und Heinrich von Lersner (1930-2014), der Gründungspräsident des Umweltbundesamtes. Olga Freiin von Lersner (1897-1978) war nicht nur eine der Initiatorinnen der Schwesternschule der Universität Heidelberg, sondern gründete auch die Olga-von-Lersner-Krankenpflegeschule am Markus-Hospital in Frankfurt am Main mit. Sie ist wie manch einer der Angehörigen ihrer weitverzweigten Familie auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben.


*****

Textquellen:

Lersner, Hermann von: Lersner'sche Familiengeschichte. Waldemar Kramer Verlag, Frankfurt, 2004.

Die Familie Lersner im Frankfurter Personenlexikon: abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3061< am 26.10.2020.

Die Familie Lersner auf frankfurter-patriziat.de: abgerufen von >https://frankfurter-patriziat.de/node/26984< am 26.10.2020.

Achilles August von Lersner im Frankfurter Personellexikon: abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3062< am 26.10.2020.

Georg August von Lersner im Frankfurter Personenlexikon: abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3063< am 26.10.2020.

Seite der Frankfurter Uni-Bibliothek mit Möglichkeit zum Herunterladen der Lersner'schen Chronik: abgerufen von >http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/9544< am 26.10.2020.

Heinrich Ludwig von Lersner im Frankfurter Personenlexikon: abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3064< am 26.10.2020.


Bildquellen:

Vorschaubild: Wappen der Lersner in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605: unten Mitte, 1605, Urheber: Johann Siebmacher via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Lersner’sches Schloss mit Familienwappen in Frankfurt-Nieder-Erlenbach, 2010, Urheber: E-W via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Achilles Augustus von Lersner, 2005, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Wappen von Friedrich Maximilian von Lersner (1747), Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Die Mainlust
von Sabine Gruber
MEHR
Werbung
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen