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Florian Russi

Wir sind die Peene-Kapitäne

Das kleine Heft ist für die Kinder des Kindergarten "Peene-Kapitäne" in Berlin entstanden. Darin finden sich mehrere farbig illustrierte Geschichten, die nicht nur die Fantasie der Kinder anregen sollen, sondern v. a. auch Selbstbewusstsein vermitteln und das "Wir"-Bewusstsein stärken. Die Illustrationen stammen von der Künstlerin Petra Lefin.

Das Heft ist auf Initiative des twsd in Berlin und Brandenburg entstanden.

Deutsches Romantik-Museum

Deutsches Romantik-Museum

Ralph Zade

Frankfurt ist eigentlich keine der Städte, auf die man sofort kommt, wenn man an die Romantik denkt. Jena, Heidelberg, Berlin oder Dresden sind als Zentren der Romantik weit bekannter. Immerhin hat die Stadt Frankfurt eine enge Verbindung zur Familie Brentano, auch wenn an der Stelle des Stammhauses der Brentanos in der Großen Sandgasse heute ein Parkhaus steht. In Rödelheim gibt es mit dem Petrihaus, das einst Georg Brentano – einem Bruder von Clemens und Bettine Brentano – gehörte, noch einen authentischen Romantik-Ort. Eine weitere Verbindung der Romantik zu Frankfurt ist, dass es der Schauplatz von E. T. A. Hoffmanns „Meister Floh“ ist, und dass dieses Spätwerk Hoffmanns von einem Frankfurter Verleger, Friedrich Wilmans, herausgebracht wurde, der auch die Werke anderer Romantiker veröffentlichte.

Dennoch ist die Tatsache, dass Frankfurt nun Standort des Deutschen Romantik-Museums ist, nicht allein diesen Verbindungen geschuldet, sondern der Hauptgrund ist ein pragmatischer: Die Sammlungen des Freien Deutschen Hochstifts enthalten eine solche Fülle von Romantiker-Schätzen, dass es sich anbot, daraus etwas zu machen. Nach einigen Problemen mit der Finanzierung ist Frankfurt seit der Museumseröffnung 2021 nun tatsächlich einer der Orte, an die man zuerst denken muss, wenn man an die Romantik denkt, zumindest wenn es um deren Vermittlung geht.

Das Gebäude, das der Architekt Christoph Mäckler links neben die Rekonstruktion des Goethehauses am Großen Hirschgraben gesetzt hat, erinnert von außen mit seiner kleinteiligen Fassade erst einmal ein wenig an Disneyland, erweist sich von der Innengestaltung her dann aber als sehr durchdacht. Wenn man den Museumsbereich betritt, gelangt man zunächst auf die „Himmelstreppe“, die schnurgerade zu den drei Ausstellungsebenen hinaufführt – die Zugänge gehen von der Treppe nach rechts ab. Der Treppenraum ist der einzige im Museum mit Fenstern – in den eigentlichen Ausstellungsräumen darf es aus konservatorischen Gründen kein Sonnenlicht geben.

Die Ausstellung beginnt in der ersten Ausstellungsebene mit der Goethe-Galerie, die aus dem Goethe-Museum hierher transferiert wurde, und Gemälde aus der Goethezeit präsentiert, die nur eingeschränkt einen Bezug zur Romantik haben. Zwar mag man in den Bildern von Johann Heinrich Füssli Wurzeln der Schauerromantik erkennen und die Familie Schütz hat Rheinbilder geschaffen, die später einen Einfluss auf die Rheinromantik hatten, die Werke von Hackert, Angelika Kauffmann und der Familie Tischbein sowie die Porträts von Persönlichkeiten der Goethe-Zeit haben mit der Romantik aber eher wenig zu tun. Die Integration dieses Ausstellungsteils in das Romantik-Museum dürfte – auch wenn in Interviews zur Eröffnung des Museums eine Nähe Goethes zu den Romantikern postuliert wurde, wofür es durchaus Argumente gibt – in erster Linie pragmatischen Gründen geschuldet sein. Das ändert freilich nichts daran, dass die hier präsentierten Werke sehr sehenswert sind.

Die eigentliche Romantik-Ausstellung beginnt in der zweiten Ausstellungsebene und ist grundsätzlich chronologisch angelegt, die 35 Stationen können jedoch auch einzeln besichtigt werden. Museumsdidaktisch ist das sehr geschickt – da das Romantik-Museum zum Beispiel auch von jüngeren Schülern besucht wird, bietet es sich an, die Informationsportionen so zu gestalten, dass sie bei limitiertem Interesse in nicht allzu großer Zeit aufgenommen werden können. Auf der anderen Seite bieten die meisten Stationen umfängliches Material zur Vertiefung, medial unterstützt durch Hörstationen, Videos und Animationen, sodass auch tiefer Schürfende auf ihre Kosten kommen. Im Mittelpunkt der Stationen steht jeweils ein Original, etwa ein Manuskript, das aus konservatorischen Gründen unter einem anzuhebenden Deckel präsentiert wird. Spätestens hierdurch wird nun auch für umfassend Vorgebildete etwas geboten. Das Museum ist damit für alle Besuchergruppen unabhängig vom Vorverständnis von Interesse.

Ein zentrales Element, jenseits der Stationen, ist eine interaktive Karte, an der die Lebensläufe von Romantikern anhand ihrer Aufenthaltsorte nachvollzogen werden können. Die eigentlichen Stationen führen von den Theorieentwürfen der Frühromantik über die Inszenierung eines Briefwechsels, den Clemens Brentano mit Karoline von Günderrode führte, an den großen Fixpunkten der Romantik entlang – E. T. A. Hoffmann, die Brüder Grimm, Eichendorff und Rahel Varnhagen kommen vor, ebenso einem großen Publikum eher Unbekanntes wie die Emmerick-Schriften Clemens Brentanos. Wer all das ansieht und sich die Zeit nimmt, die man braucht, um alle Elemente in Ruhe zu rezipieren, gewinnt einen guten Überblick über die Literatur der Romantik, auch wenn das an den Stationen orientierte Konzept natürlich einen gewissen Pointillismus bedingt, bei dem Vieles weggelassen werden musste. Insgesamt gesehen ist die Auswahl sehr gelungen.

Auch über die Literatur hinaus wird die Epoche präsentiert. Vor allem die romantischen Gemälde – Caspar David Friedrich, Johann Christian Dahl, Carl Gustav Carus – sind teilweise von herausragender Qualität und können durchaus die romantische Malerei als Ganzes vertreten. Etwas weniger überzeugend eingelöst wird der Anspruch des Museums, die romantische Epoche umfassend zu zeigen, in Bezug auf die Musik. Zwar kommt Beethoven vor – eigentlich der Klassik zugehörig, von E. T. A. Hoffmann aber der Romantik zugerechnet –, die Winterreise von Schubert und Wilhelm Müller und – als einer der Höhepunkte der Ausstellung – die Entwürfe zu den „Szenen aus Goethes Faust“ von Robert Schumann. Aber das sind nur Schlaglichter, die Werke beleuchten, die einen Literaturbezug haben; die Breite der romantischen Bewegung in der Musik wird damit nicht abgedeckt. Noch stärker gilt dies für die Strom- und Lichtexperimente Johann Wilhelm Ritters, mit denen nur exemplarisch die romantische Naturwissenschaft gestreift wird. Die Philosophie der Zeit kommt – sofern man die Theorieentwürfe der Brüder Schlegel und von Novalis nicht dieser zurechnen will – gar nicht vor, ebenso wenig die politische Theorie – Friedrich von Gentz, Adam Müller. Darüber vermag auch die letzte, Bettina von Arnims „Dies Buch gehört dem König“ und ihrem spannungsvollen Verhältnis zu Friedrich Wilhelm IV. gewidmete Station nicht hinwegzutäuschen, zumal man Zweifel daran haben kann, ob Bettina von Arnim jenseits ihrer Verwandtschaftsbeziehungen auch mit ihrem Werk zur Romantik gehört. Repräsentativ für die deutsche Romantik sind ihre hier wiedergegebenen politischen Aussagen jedenfalls nicht. So ist das Museum letztlich doch vorrangig ein Literaturmuseum, als solches allerdings herausragend.

Die Ausstellung will Begeisterung für die Romantik wecken, und das dürfte ihr bei denjenigen unter den Besuchern, die Sensibilität für das Thema mitbringen, auch gelingen. Wer sich für die Romantik interessiert, kommt in Zukunft an diesem Museum nicht mehr vorbei. Es wird für Kulturinteressierte künftig nicht nur ein unverzichtbarer Bestandteil eines Frankfurt-Besuchs sein, sondern für manch einen sicherlich auch ein Grund, um überhaupt nach Frankfurt zu kommen.

Adresse:

Großer Hirschgraben 23-25

60311 Frankfurt am Main

 

Öffnungszeiten: 

Mo geschlossen
Di/Mi/Fr/Sa/So 10:00 - 18:00 Uhr
Do 10:00 - 21:00 Uhr

 

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Textquelle:

Website des Romantik-Museums abgerufen von >https://deutsches-romantik-museum.de/< am 19.12.2022.

Museumskritik in der ZEIT abgerufen von >https://www.zeit.de/2021/37/deutsches-romantik-museum-frankfurt-am-main-kunst-philosopie-dichtung< am 19.12.2022.

Bericht in der FAZ abgerufen von >https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/romantik-museum-in-frankfurt-eroeffnet-epoche-der-traeumerischen-17533545.html< abgerufen am 19.12.2022.

Bericht zur architektonischen Gestaltung in der Süddeutschen Zeitung: >https://www.sueddeutsche.de/kultur/romantik-museum-frankfurt-architektur-1.5408015< am 19.12.2022.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Deutsches-Romantik-Museum-2021-Ffm-736-738, Urheber: Simsalabimbam via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Großer-Hirschgraben-2020-Ffm-577, 2020, Urheber: Simsalabimbam via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

 

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