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Carolin Eberhardt

Die Nixe von Weimar

Sind Nixen gut oder böse? So einfach lässt sich die Frage nicht beantworten. In einer Auswahl von Weimarer Sagen wird die Ilmnixe Erlinde vorgestellt. Unheimlich mutet sie oft an und zugleich wunderschön und bezaubernd. Die Illustrationen wurden von einer 5. Klasse des Goethegymnasiums in einnem literisch-künstlerischen Projekt gestaltet. 

Das Kochkunst-Museum

Das Kochkunst-Museum

Sabine Gruber

Die Messestadt Frankfurt am Main ist seit dem Mittelalter als Stadt des Handels bekannt, in der Fleiß und das Streben nach wirtschaftlichem Erfolg eine wichtige Rolle spielten. Die Frankfurter und Frankfurterinnen waren aber auch dem Genuss bereits in früheren Zeiten nicht abgeneigt. Wer etwa eine Frankfurter Zeitung oder ein Anzeigenblatt aus dem 19. Jahrhundert durchblättert, liest von den erlesensten Genüssen, die hauptsächlich in der historischen Altstadt angeboten wurden. Auch einen Eissalon gab es bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert. So ist es vermutlich kein Zufall, dass das weltweit erste Museum der Kochkunst im Jahr 1909 nicht etwa in Paris oder in der für ihre raffinierten kulinarischen Genüsse bekannten Frankfurter Partnerstadt Lyon eröffnet wurde, sondern in Frankfurt selbst.

Diese im ersten Moment verblüffend erscheinende Museumseröffnung mag nicht nur an der Genussfreudigkeit der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger gelegen haben, sondern auch daran, dass die kulinarisch Interessierten im 19. und frühen 20. Jahrhundert noch eine höhere Meinung von der deutschen, insbesondere der süddeutschen Küche hatten als in späteren Epochen. So fand sich im "Museum der eleganten Welt" vom 29. Oktober 1836 unter der Rubrik "Verschiedenes" die Meldung, in den, im damals sächsischen Altenburg erscheinenden, "Osterländischen Blättern" hätte der sächsische Titular-Hofrath Philippi geäußert "Es ist ziemlich allgemein die Meinung verbreitet, man esse außerordentlich gut in Wien; man ißt aber im südwestlichen Deutschland bedeutend besser, und Wien ist eine unvollkommene Hochschule der Kochkunst neben der glänzenden Akademie in Frankfurt am Main und den Hochschulen am Rhein und in der Schweiz."

Frankfurt war im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zwar noch nicht im heutigen Ausmaß eine Stadt der Museen mit einem Museumsufer und einem dazu passenden Fest, bot den Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt aber schon damals eine Auswahl sehr unterschiedlicher Museen, die es in anderen Städten nicht gab. "Haases Führer auf den deutschen Eisen-Bahnen und Dampf-Booten" von 1876 nennt das "Stedel'sche [!] Kunstinstitut", "das naturhistorische Museum der Senkenberg'schen naturforschenden Gesellschaft", das "Bethmann'sche Museum mit Danneckers Ariadne", den "Kaisersaal mit den Bildern der deutschen Kaiser und der goldenen Bulle" im Römer und "Goethes Geburtshaus".

Seit 1909 wurden diese der Kunst und wissenschaftlichen Themen gewidmeten Museen durch ein erstaunlich modern anmutendes Museum mit Praxisbezug ergänzt. Der internationale Verband der Köche gründete in Frankfurt das erste Kochkunstmuseum der Welt, das neben seiner eigentlichen Sammlung auch über eine Bücherei zu gastronomischen Themen und eine eigene Lehrküche verfügte. Auch einen Vortragssaal gab es. Es ging aber nicht nur um Genuss, sondern auch um Informationen über gesunde Küche für alle und um Kochen für Menschen mit verschiedenen gastroenterologischen Erkrankungen. Deshalb verwundert es nicht, dass auch die "Medizinische Klinik. Wochenschrift für praktische Ärzte" am 14. März einen Bericht über die auch in medizinischer Hinsicht interessante Museumseröffnung brachte und besonders darauf hinwies, dass es "übrigens unentgeltlich zugänglich" sei.

Die Initiative zur Gründung des neuen Museums ging vor allem auf den gelernten Hotelkaufmann Matthaeus Carl Banzer (1867-1945) zurück, der 1896 in Frankfurt den Internationalen Verband der Köche gegründet hatte und zunächst Sekretär und später Vorsitzender des Verbandes war. Darüber hinaus war er als gastronomischer Publizist tätig. Unter anderem engagierte er sich für die Übersetzung von Escoffiers "Le guide culinaire", an der er auch selbst mitwirkte. Banzer wurde erster Direktor des Museums. 1934 verdrängten die Nationalsozialisten Banzer jedoch aus dieser Position. Zuvor war 1933 bereits der Verband der Köche zwangsweise an die Deutsche Arbeitsfront angegliedert worden. Nachdem das Museum seit 1937 geschlossen war, wurde der größere Teil des Inventars während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Das prominent an der Kreuzung Windmühlstraße – Untermainkai gelegene repräsentative Gebäude aus der Gründerzeit, das eigens für die Bedürfnisse des Verbandes und des Museums geplant und errichtet worden war, steht jedoch heute noch und ist denkmalgeschützt.

Seit dem 25. November 2015 knüpft das ebenfalls von einem Verein betriebene Deutsche Museum für Kochkunst und Tafelkultur an einem neuen Standort an der Zeil an die Tradition des alten Kochkunstmuseums an. Da dessen Ausstellungsstücke nicht mehr vorhanden waren, erwarb das Museum den Bestand des von 1941 bis 1944 in Frankfurt betriebenen Deutschen Gaststättenmuseums sowie die Menü- und Speisekartensammlung des Hamburger Sammlers Wolfgang Gross. Ähnlich wie das Kochkunstmuseum bietet auch das Museum für Kochkunst und Tafelkultur ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm und gibt Publikationen rund um das Kochen heraus. Es widmet sich nach der Selbstbeschreibung auf seiner Homepage der "Beschäftigung und Erforschung historischer und aktueller Ess- und Trinkkultur in all ihren Facetten".

 

Adresse

Zeil 83/Holzgraben 4 (Zugang: Holzgraben)

60313 Frankfurt am Main

 

Öffnungszeiten (Stand November 2022):

So 15-17 Uhr

 

*****

Textquellen

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Frankfurter Bericht in: Medizinische Klinik: Wochenschrift für praktische Ärzte, Nr. 11. 14, März 1909, S. 416f.

Kochkunst in: Brockhaus-Enzyklopädie in zwanzig Bänden, Bd. 10, Wiesbaden 1966, S. 318.

Verschiedenes in: Museum der eleganten Welt, Sonnabend, den 29. Oktober 1836, Nr. 87, S. 1390f.

>https://www.tafelkultur.com/< abgerufen am 29.11.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Museum_f%C3%BCr_Kochkunst_und_Tafelkultur< abgerufen am 29.11.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Windm%C3%BChlstra%C3%9Fe_1< abgerufen am 29.11.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Matthaeus_Carl_Banzer< abgerufen am 29.11.2022.

 

Bildquellen:

Vorschaubild:Frankfurt am Main, Windmühlstraße 1; ehemaliges Kochkunstmuseum, 2012, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

Das Verbandshaus und Kochkunstmuseum in Frankfurt. Aus einer Werbeanzeige aus dem Jahre 1909, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons gemeinfrei.

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