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Olga Heinzl

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Das Städel

Das Städel

Ralph Zade

„Ein kleines Wunder, das sich so nur in Frankfurt ereignen konnte.“ So kommentierte Winand von Petersdorff in der FAZ den am 22.2.2012 erfolgten Abschluss des größten Erweiterungsprojekts, das das Städel je gemeistert hatte: der Schaffung einer Ausstellungshalle unter dem Garten, in der seitdem auf 3000 Quadratmetern Gegenwartskunst ausgestellt wird.

Warum ging das nur in Frankfurt? Das Städel (eigentlich: Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, nach heutiger Eigenbezeichnung: Städel Museum) war in der Lage, die Kosten für die Erweiterung (und eine bei dieser Gelegenheit gleich mit erfolgte Sanierung des Hauptgebäudes) zu schultern, weil es das nutzte, was seit seiner Gründung die Grundlage seiner Qualität war: das Engagement der Frankfurter Bürger, mit deren Hilfe die Hälfte der Erweiterungsbaukosten von 52 Millionen Euro aus privaten Quellen aufgebracht wurde. Anders als viele andere Kunstmuseen, die aus den Sammlungen von Landesherren hervorgegangen sind, war das Städel immer von der Frankfurter Bürgerschaft getragen, beginnend mit der Stiftung des namensgebenden Bankiers Johann Friedrich Städel (1728-1816) im Jahre 1815. Zwar gibt es in Deutschland noch weitere Kunstmuseen, die sich dem Einsatz von Bürgern verdanken – etwa in Hamburg und Bremen – doch ist die Konstellation in Frankfurt besonders günstig, da die Stadt deutsches Bankenzentrum ist und insofern viele wohlhabende Mäzene vorhanden sind. Max Hollein (*1969), Städel-Direktor von 2006 bis 2016 (und bereits seit 2001 in Frankfurt als Leiter der Schirn tätig) war prädestiniert dafür, diese Situation zu nutzen, da er nicht nur Kunsthistoriker, sondern auch Betriebswirt ist, und deshalb in der Welt des Geldes ebenso zuhause wie in der der Kunst – so konnte er sein Erweiterungs-Meisterstück zustande bringen.

Städel hatte in seinem Testament festgelegt, dass seine Sammlung, die die Grundlage des heutigen Museums bildet, „von Jahr zu Jahr vermehrt […] und vervollkommnet“ werde und damit ist eine zweite Koordinate des Museums beschrieben: die ständige Weiterentwicklung. Nach der Klärung von Erbstreitigkeiten – es ging um die damals noch nicht gesetzlich geregelte Frage, ob eine beim Tod des Erblassers noch nicht existente Stiftung Erbe sein könne – zog die Sammlung 1833 (Leiter war damals der heute vor allem als Nazarener-Maler bekannte Philipp Veit) in ein Gebäude in der Neuen Mainzer Straße, wurde dann aber – zwischenzeitlich waren die Bestände schon um bedeutende Werke erweitert worden – 1878 in einen Neorenaissance-Neubau am Schaumainkai (heute auch Museumsufer genannt) verlegt; dieser ist bis heute das Hauptgebäude des Museums. 1899 wurde dann der Städelsche Museums-Verein gegründet, der bis heute existiert und ein Fundament des erwähnten bürgerschaftlichen Engagements bildet. Bedeutende Museumsdirektoren waren Henry Thode (1857–1920), Ludwig Justi (1876–1957), der in seiner Amtszeit Rembrandts „Blendung Simsons“ erwerben ließ, bis heute eines der wichtigsten im Städel zu sehenden Werke, sowie das erste Bild Monets im Städel, und Georg Swarzenski (1876–1957), der den Ankauf weiterer Impressionisten und den Erwerb zeitgenössischer Werke veranlasste, aber auch den Kauf altdeutscher Meisterwerke von Holbein dem Älteren und Altdorfer. Swarzenski wurde 1928 zum Generaldirektor der Frankfurter Museen ernannt; da er Jude war, wurden ihm jedoch 1933 alle städtischen Ämter entzogen; glücklicherweise konnte er die Leitung des (auf Stiftungsbasis organisierten und somit privaten) Städel dagegen bis zu seiner Emigration 1938 beibehalten. Im Folgenden stand die Ankaufspolitik unter der Kontrolle der Nazis und es wurden Werke als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. 1939 fand kriegsbedingt eine Teilevakuierung der Werke statt. 1943 schloss das Museum, das Gebäude wurde im Bombenkrieg beschädigt.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg konnte erst 1963 vollständig abgeschlossen werden. 1990 wurde ein Erweiterungsbau eingeweiht, bevor dann 2012 die bereits genannte Erweiterung unter dem Garten gelang. Seit 2016 hat das Städel mit Philipp Demandt (*1971) einen neuen Direktor; der Kunsthistoriker, der vorher die Alte Nationalgalerie in Berlin geleitet hatte, ist wie sein Vorgänger Max Hollein in Personalunion auch Direktor der Schirn und des Liebieg-Hauses. In den letzten Jahren ist das Städel auch mit international beachteten Ausstellungen hervorgetreten: Jan Vermeer, Lucas Cranach, Botticelli, Emil Nolde, Monet und andere waren Publikumsmagneten. Was sich für das Museum als Erfolg darstellt, ist für das Publikum allerdings manchmal eine Herausforderung: lange Warteschlangen und volle Ausstellungsräume bei Blockbuster-Ausstellungen zwingen gelegentlich dazu, Karten vorher zu reservieren oder einen Termin mit geringerem Andrang zu wählen.

Teil der aus der Siftung hervorgegangenen Städel-Familie ist nicht nur das Städel Museum, sondern auch die Städelschule, an der deutsche und internationale Nachwuchskünstler und -architekten ausgebildet werden.

Die heutige Sammlung des Städel, eine Sammlung von Weltgeltung, bietet einen Überblick über 700 Jahre Kunstgeschichte, mit vielen international bekannten Werken. Von Meisterbildern der deutschen und italienischen Spätgotik über italienische und niederländische Renaissancewerke, italienische und französische Barockgemälde, Werke des niederländischen Goldenen Zeitalters, bis zu Bildern des 18. Jahrhunderts wie Tischbeins berühmtem – wenn auch von den Proportionen der Beine her misslungenem – Goethe-Porträt reicht das Spektrum, um sich dann fortzusetzen in Werken das 19. Jahrhunderts: Romantik, Realismus. Impressionismus, Symbolismus. Die Moderne ist mit Bildern aller wesentlichen Stilrichtungen vertreten und die Gegenwartskunst hat in der unterirdischen Erweiterung ein großzügiges Obdach gefunden; seit der Ära Hollein hat außerdem auch die Fotografie in der Sammlung ihren Platz. Der Bestand umfasst 3100 Gemälde, 660 Skulpturen, über 4600 Fotografien und über 100000 Zeichnungen und Druckgrafiken, wobei natürlich nicht alles permanent ausgestellt wird. Man kann sagen: Nicht nur die Städel-Erweiterung war ein kleines Wunder, sondern auch das Städel Museum selbst ist eines: eine Sammlung die Tradition und Moderne verbindet und fest in der Stadt Frankfurt verankert ist wie eh und je.

Literatur (Webseiten zuletzt aufgerufen am 28.11.2016):

Hollein, Max (Hrsg.): Meisterwerke im Städel-Museum, Prestel-Verlag, München 2015

Meyer, Corina: Die Geburt des bürgerlichen Kunstmuseums – Johann Friedrich Städel und sein Kunstinstitut in Frankfurt am Main, Berliner Schriften zur Museumsforschung, Berlin, G+H Verlag 2013

Webauftritt des Städel:

http://www.staedelmuseum.de/de

Webauftritt der Städelschule:

www.staedelschule.de

Website des Städelvereins:

https://www.staedelverein.de/

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Bildquellen:

Fotos von Carolin Eberhardt, 2021.

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