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Berndt Seite wirft einen Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nicht nur seine eigene, sonderen auch auf Blick auf die Menschheit als Ganzes.

Die Frankfurter U-Bahn

Die Frankfurter U-Bahn

Ralph Zade

Am 4.10.2018 um 11 Uhr steuerte der Frankfurter Verkehrsdezernent Klaus Oesterling eine U-Bahn des Typs U 2 in die Station Hauptwache; die Einfahrt wurde von einer Licht-und Toninstallation untermalt. 50 Jahre vorher, am 4.10.1968, hatte Walter Möller, der damalige Verkehrsdezernent, nach einem durch Bundesverkehrsminister Georg Leber abgegebenen Startschuss eine U-Bahn gleichen Bautyps in dieselbe Station gefahren, damals nicht mit Licht und Ton, sondern durch eine Papierwand. Es war die erste U-Bahn in Frankfurt. Die U-Bahn-Eröffnung wurde mit einem zweitägigen Volksfest gefeiert. Veranstaltungen gab es auch zum 50. Jubiläum – eine Ausstellung an der Hauptwache und eine U-Bahn-Fahrzeugschau auf dem Betriebshof in Heddernheim.

Die U-Bahn in Frankfurt ist die drittälteste in Deutschland, nach denen in Berlin und Hamburg. Die Planungen für die 1968 eröffnete Bahn gehen bereits in die 50er Jahre zurück. Schon damals war die Verkehrsinfrastruktur in Frankfurt durch zahlreiche Pendler stark belastet – ein Problem, an dem sich bis heute nicht viel geändert hat. Der endgültige Beschluss zum Bau einer U-Bahn fiel jedoch erst Ende 1961. Dass man sich damit so schwer tat, lag daran, dass die U-Bahn die teuerste aller diskutierten Varianten zur Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur war. Kosten verursachte vor allem die Untertunnelung. Die Frankfurter U-Bahn ist allerdings eine Stadtbahn, in dem Sinne, dass sie in zentrumsferneren Bereichen auch oberirdisch fährt.

Gebaut wurde ab Ende Juni 1963. Zuerst wurde die etwa neun Kilometer lange Strecke (davon vier Kilometer Tunnel) von der Hauptwache in die Nordweststadt (heute Nordwestzentrum) erstellt, die 1968 eröffnet wurde. Die Eröffnung der teilweise parallel gebauten zweiten (später dann verlängerten) unterirdischen Strecke im Stadtzentrum, von der Konstablerwache zum Theaterplatz, erfolgte 1974. 1986 eröffnete eine dritte unterirdische Stammstrecke, von Bockenheim bis zum Zoo. Damit waren die untertunnelten Streckenteile im Stadtzentrum weitgehend fertiggestellt. Der weitere Ausbau der U-Bahn war kommunalpolitisch umstritten, 2005 wurde ein bereits geplantes Bauprojekt gestoppt, seit 2008 wurden aber wieder Teilstrecken gebaut und auch aktuell ist eine Erweiterung in Planung – mit dem Bau einer Verlängerung der Linie U 5 soll 2019 begonnen werden; diese wird das neue Europaviertel im Westen der Stadt verkehrstechnisch anbinden.

Ganz so unproblematisch wie man anhand der reinen Betrachtung der Bauabschnitte meinen könnte, verlief der U-Bahn-Ausbau nicht. Zunächst gab es erhebliche finanzielle Probleme. In den 60er Jahren war Frankfurt eine der am höchsten verschuldeten Kommunen Deutschlands und die Kosten waren, wie schon erwähnt, immens. Allein die erste Strecke von der Hauptwache zum Nordwestzentrum kostete 344 Millionen Euro. Zudem gab es diverse verkehrspolitische Auseinandersetzungen, von denen eine der wichtigsten die um den Erhalt der Straßenbahnen war. Vom Konzept einer (oberirdisch) schienenfreien Innenstadt wurde schließlich Abstand genommen und die Straßenbahn wurde erhalten. Damit gibt es in Frankfurt heute vier öffentliche Verkehrsmittel: U-Bahn, S-Bahn, Straßenbahnen und Busse. Wer sie alle einmal benutzt, kommt schnell zu der Erkenntnis, dass die U-Bahn das angenehmste und zuverlässigste unter ihnen ist, vor allem deshalb, weil Verspätungen weniger häufig vorkommen als bei den anderen Verkehrsmitteln.

Die erste U-Bahn-Flotte bestand 1968 aus 105 U-Bahn-Wagen des Typs U 2 der Firma Düwag (heute Teil der Siemens AG). Vom Typ 1 waren nur zwei Exemplare zu Testzwecken gekauft worden. Wagen des Typs U 2 waren bis 2015 in Betrieb. Ab 1980 kamen Wagen des Typs U 3 hinzu; dieser Typ wurde bis 2017 eingesetzt. Heute verkehren Wagen der Typen U 4 und U 5, die für technisch weniger Interessierte kaum auseinanderzuhalten sind. Ein wichtiges Kennzeichen der neuesten Wagengeneration ist die Barrierefreiheit. Alle Wagen sind grundsätzlich in subaru-vista-blue (einem türkisen Farbton) lackiert; gegenwärtig (2018) verkehren allerdings auch Wagen mit Außendarstellungen, die sich auf Partnerstädte Frankfurts beziehen.

Aktuell sind von knapp 65 km Strecke der U-Bahn nur 23 km Tunnelstrecken, sodass die Bezeichnung U-Bahn eigentlich täuscht; wer als Tourist nach Frankfurt kommt und überwiegend den zentrumsnahen Stadtbereich aufsucht, wird allerdings weitgehend unterirdisch fahren. Es gibt 86 Stationen (27 unterirdische und 59 oberirdische) mit insgesamt 217 Rolltreppen (von denen nicht immer alle funktionsfähig sind). Im Jahre 2017 wurden etwa 134,7 Millionen Fahrgäste befördert. Das U-Bahn-Netz umfasst heute neun Linien, die mit U 1 bis U 9 bezeichnet sind – bis 1978 hatte man Linien mit Buchstaben-Ziffernkombinationen benannt, die sich an Streckenbezeichnungen orientierten.

Strecken und Fahrzeuge und auch die meisten Bahnhöfe befinden sich seit 1996 im Besitz der Verkehrsgesellschaft Frankfurt mbH (VGF), die der Stadt Frankfurt gehört. Vorher war die Verkehrsabteilung der Stadtwerke Frankfurt Betreiber. Die U-Bahn gehört zum Tarifgebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV).

Fahrkarten können an Automaten gekauft werden, die an den Bahnsteigen stehen – leider ist das bei Einzelfahrkarten nicht im Voraus möglich, sondern nur zum sofortigen Fahrtantritt. (Bereits ab zwei Fahrten lohnt sich nach dem gegenwärtigen Tarifsystem [Stand 2018] eine Tageskarte, sodass man dies umgehen kann.) Auch die Einführung von elektronischen Plastikkarten, deren Aufladung die einzige Möglichkeit zum Kauf von Zeitkarten ist, sodass Zeitkarten nicht mehr als Papierversion gekauft werden können (was de facto keine Papierersparnis bringt, da man in aller Regel eine Quittung benötigt) ist nicht unbedingt kundenfreundlich. Beides ist allerdings nicht der U-Bahn anzulasten, sondern für den gesamten RMV so geregelt. Die U-Bahn als solche ist für denjenigen, der Frankfurt auf eigene Faust erkunden möchte, das Verkehrsmittel der Wahl – schnell, in der Regel zuverlässig und außerhalb der Stoßzeiten in der Regel auch nicht so voll, dass man keinen Sitzplatz fände.


*****

Textquellen:

VGF (Hrsg.): Mobilität für Frankfurt – 50 Jahre moderner Nahverkehr, Frankfurt, 2018.

VGF (Hrsg.): 50 Jahre U-Bahn (Katalog zur Jubiläumsausstellung), Frankfurt, 2018.

Schienennetzplan (inklusive S-Bahn und Straßenbahnen): abgerufen von > https://www.vgf-ffm.de/de/tarife-tickets-plaene/fahrplaene/liniennetzplaene/ < am 12.11.2018.

Webseite zu den U2-Wagen: abgerufen von > https://www.nahverkehr-ffm.de/2018/10/04/50-jahre-u-bahn-u2-wagen/ < am 12.11.2018.

Webseite zum Wagentyp U 4: abgerufen von > https://www.rmv.de/c/de/linien-netze/verkehrsmittel/u-bahnen/frankfurt-u-bahn-typ-u4/ < am 12.11.2018.

Webseite um Wagentyp U 5: abgerufen von > https://www.rmv.de/c/de/linien-netze/verkehrsmittel/u-bahnen/frankfurt-u-bahn-typ-u5/< am 12.11.2018.

Webseite zum 50. Jubiläum: abgerufen von > https://www.nahverkehr-ffm.de/2018/10/05/50-jahre-u-bahn-grosse-fahrzeugschau-in-heddernheim/ < am 12.11.2018.


Bildquelle:

Vorschaubild: U-Bahn-Station Westend, Nähe Palmengarten, eröffnet 1986, 2004, Urheber: Magadan via Wikimedia Common CC BY-SA 3.0.

U-Bahn-Bauarbeiten an der Hauptwache 1966, Urheber: Engelbert Reineke; bereitgestellt von Bundesarchiv, B 145 Bild-F022878-0001 via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de.

Alweg-Netzvorschlag 1959, bereitgestellt durch Philipp Gross via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Wendeanlage Seckbacher Landstraße, 2004, Urheber: Waldemar69 via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Betriebshof Ost, 2007, Urheber: Urmelbeauftragter via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

U-Bahnhof Festhlalle/Messe, 2004, Urheber: Melkom via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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