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Florian Russi
Papier gegen Kälte

Manfred Hoffmann, ehemals Klassenbester, ist ein angesehener Kinderarzt mit eigener Praxis und strebt nach dem Professorentitel. Stets bemüht, allen in ihn gesetzten Erwartungen zu entsprechen, steuert sein Leben in eine Sackgasse. Die jahrelange wissenschaftliche Arbeit erweist sich plötzlich als vergebens, sein Karriereaufstieg ist gefährdet, seine Ehe gescheitert, alle Erwartungen enttäuscht. Auf der Suche nach Genugtuung und nach Rechtfertigung begibt er sich auf Wege, die gefährlich weit in die Netze der organisierten Kriminalität ziehen.

Eine packende Mischung aus Entwicklungsroman und spannendem Thriller.

auch als E-Book erhältlich

Niederrad

Niederrad

Sabine Gruber

Mit der Jahrhundertwende vom 19. auf das 20. Jahrhundert wurde neben Seckbach und Oberrad auch das südwestlich von Frankfurt jenseits des Mains gelegene Niederrad Teil Frankfurts am Main. Am 1. Juli war es soweit und die drei selbstständigen Orte wurden in die wachsende Metropole eingemeindet. Zur damaligen Zeit waren Eingemeindungen in wachsende Großstädte nichts Besonderes – jedes Jahr listeten die statistischen Jahrbücher mehrere auf –, bemerkenswert ist die Eingemeindung der drei Orte aber vielleicht durch ihren Zusammenfall mit der Wende zum neuen Jahrhundert, von dem man sich wirtschaftliches Wachstum und vieles andere Erstrebenswerte erhoffte. Wie Seckbach und Oberrad hatte auch Niederrad eine lange, zum Teil bereits mit Frankfurt verknüpfte, Geschichte.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts, wobei Rad damals noch „Rode“ hieß. Wie so viele andere Siedlungen in Deutschland entstand Niederrad also nach einer Waldrodung. Für die Frühzeit des Ortes war vor allem der nahegelegene Sandhof, ein befestigter Gutshof, von Bedeutung, der Jahrhunderte lang im Besitz des deutschen Ordens war. Seit 1540 besaß der Deutsche Orden auch ein Viertel des Bodens von Niederrad. Dreiviertel der Ländereien des Dorfes, die zuvor im Besitz der Grafen von Solms-Rödelheim gewesen waren, erwarb 1569 die Stadt Frankfurt. Das Dorfregiment seit dieser Zeit beschreibt Ludwig Heinrich Euler in seiner Publikation „Das Dorfrecht von Niederrad“ aus dem Jahr 1854 folgendermaßen: „So trat denn Frankfurt in die Gemeinschaft der Herrschaft mit dem deutschen Orden und die Regierung über Niederrad wechselte in der Weise ab, daß sie je drei Jahr lang der Stadt und dann ein Jahr dem Orden zustand. An Irrungen dabei fehlte es auch nicht und in den verschiedenen Verträgen zwischen der Stadt und dem Orden wurden diese zu schlichten gesucht.“

Bedingt durch die Lage des Dorfes am Main zogen Wäscher und Färber dorthin. Zahlreiche Einwohner betrieben Waschen und Färben als Nebenerwerb. Aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage, die aber weit genug von der damaligen Frankfurter Kernstadt entfernt war (was diese vor der Belästigung durch Abgase und Abwässer schützte), siedelten sich seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Industriebetriebe in und um Niederrad an, und die Einwohnerzahl wuchs stetig. Eine dieser Fabriken, der sogenannte „Frauenhof“ (beziehungsweise dessen heute noch vorhandene Toranlage) ist heute das Wahrzeichen von Niederrad. Der Frauenhof war eine 1761 im barocken Stil errichtete Baumwollfabrik, die bis 1806 bestand und später als Gutshof genutzt wurde – seit 1841 vom Katharinen- und Weißfrauenstift. Bis auf die Toranlage wurden die Gebäude 1937 abgerissen. Wie Niederrad zu Beginn des 19. Jahrhunderts aussah, beschreibt Johann Elias Gaudelius in seinem „Beitrag zur Geschichte der älteren und neueren Verfassung der Reichs-Stadt Frankfurt“ von 1806: „Abwärts des Mayns dieser Seite ohngefähr drei Viertel Stunden von Frankfurt, liegt Niederrad, ein angenehm liegendes Dorf. Die Müllerische Zitz- und Cattunfabrik befindet sich daselbst, die durch ihre nützlich gewählte Lage an einem klaren Quellwasser, durch die großen Bleichen und geschmackvollen Gebäude einen schönen Prospect gewährt, und dabei eine Menge Menschen bis hieher ernährt hat.“

Nachdem 1810 im Zuge der Kontinentalsperre die Einfuhr von Zuckerrohr aus Übersee verboten worden war, sorgten die Frankfurter Kaufleute Gontard, Du Fay, Grunelius und Schepeler dafür, dass sich in Niederrad Rübenzuckersieder aus Schlesien ansiedelten und so die Versorgung der Frankfurter Bevölkerung mit Zucker auch während der Kontinentalsperre sichergestellt werden konnte. Ebenfalls Kulinarisches, wenn auch auf deutlich höherem Niveau als dem des – ohnehin nur als Ersatz in einer Mangelsituation dienenden – Rübenzuckers, produzierte seit 1925 die Delikatessenfirma Lacroix auf dem Gelände des Frauenhofes, nämlich edle Suppen und Suppenfonds. Die Niederräder Fabrikation des Unternehmens existierte bis 1994. Dann verließ das Unternehmen den Ort. Bei den zahlreichen Industriebetrieben, die sich in Niederrad angesiedelt hatten, verwundert es nicht, dass im Jahr 1887 hier eine bis heute erhaltene, für die damalige Zeit äußerst moderne Kläranlage ihren Betrieb aufnahm.

Im Zuge der Frankfurter Stadterweiterung in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Niederrad zunehmend nicht nur für die Ansiedlung von Industriebetrieben, sondern für die Errichtung neuer Siedlungen interessant. Bekannt ist darunter vor allem die von Ernst May gestaltete Siedlung Bruchfeldstraße, die der Frankfurter Volksmund auch als „Zickzackhausen“ bezeichnete. Sie wurde seit 1926 als erste der von May entworfenen Siedlungen an der Bruchfeldstraße und den angrenzenden Straßen errichtet.

Heute ist Frankfurt-Niederrad, das rund 23.000 Einwohner hat, weniger von Industriebetrieben als von moderner Büroarchitektur geprägt und wird auch als „Bürostadt Niederrad“ bezeichnet. Entsprechend gut ist die Verkehrsanbindung an die Frankfurter Kernstadt, sei es durch Straßen, sei es durch den Öffentlichen Nahverkehr.

*****

Textquellen

Beitrag zur Geschichte der älteren und neueren Verfassung der Reichs-Stadt Frankfurt: Dr. Johann Elias Gaudelius (Hrsg.), 1. Bd. o. O.,1806.

Euler, Ludwig Heinrich: Das Dorfrecht von Niederrad: Besonderer Abdruck aus dem sechsten Hefte des Archivs für Frankfurter Geschichte und Kunst, Frankfurt a. M., 1854.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan: Waldemar Kramer (Hrsg.), Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurt-Niederrad< abgerufen am 1.02.2020.

>https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2835&_ffmpar[_id_inhalt]=12957< abgerufen am 1.02.2020.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Sandhof_(Frankfurt_am_Main)< abgerufen am 1.02.2020.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenhof< abgerufen am 1.02.2020.


Bildquelle

Vorschaubild: FFM-Niederrad Lageplan Flurnamen, 1879, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

FFM Sandhof, 1810, Urheber: J.F. Morgenstern via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Torbogen des Frauenhofes, 2007, Urheber: EvaK via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5.

Blick aus der Bruchfeldstraße von Osten, 2007, Urheber: EvaK via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5.

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