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Das älteste Fachwerkhaus Frankfurts

Das älteste Fachwerkhaus Frankfurts

Sabine Gruber

Besonders repräsentativ wirkt es nicht, das kleine, zweistöckige Fachwerkhaus, das inmitten moderner Bebauung aus unterschiedlichen Jahrzehnten in Sachsenhausen in der Nähe der Alten Brücke, etwas von der breiten Walter-Kolb-Straße zurückgesetzt, steht. Mit der Deutschordenskirche auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat es zumindest ein Pendant, das ebenfalls aus vergangenen Jahrhunderten stammt und auch ein wenig fremd in seiner Umgebung wirkt. Anders als die Kirche ist das Fachwerkhaus aber nicht sehr bekannt und wird erst in letzter Zeit in Reiseführern erwähnt. Dennoch ist es nicht nur im Sachsenhäuser Brückenviertel eine Sehenswürdigkeit, denn es ist das älteste erhaltene Fachwerkhaus in Frankfurt. Selbst als die Frankfurter Altstadt noch reich an Fachwerkhäusern war, gehörte das Haus in Sachsenhausen schon zu den ältesten Exemplaren, denn es wurde in den Jahren 1291/92 gebaut und ist damit eines der ältesten Fachwerkhäuser Deutschlands. Die beiden ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser (Heugasse 3 und Webergasse 8 in Esslingen am Neckar) sind nur wenige Jahrzehnte älter. Sie stammen aus den Jahren 1262/63 und 1266/67. Das späte 13. Jahrhundert, in dem das Sachsenhausener Haus errichtet wurde, war eine Zeit, in der Frankfurt – obwohl schon damals eine größere Stadt – nicht einmal 10.000 Einwohner hatte. Die Grenze um die Stadt zog die um 1180 errichtete Staufenmauer.

Dass das Haus nicht besonders repräsentativ wirkt und erst auf den zweiten Blick auffällt, hängt auch damit zusammen, dass es zunächst nicht als Wohnhaus, sondern als Scheune errichtet und erst später bewohnbar gemacht wurde. Allerdings waren die Fachwerkhäuser des 13. Jahrhunderts generell etwas bescheidener gestaltet als die späterer Jahrhunderte, auch die Wohnhäuser. Nach seiner Umgestaltung zum Wohnhaus sah das Haus im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner, die unterschiedliche Berufe ausübten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es beispielsweise von einer Gärtner- und Winzer-Familie bewohnt. So verzeichnet das „Staats- und Adreßhandbuch der Freien Stadt Frankfurt“ für das Jahr 1852 in der Schellgasse 8 „Burck Joh. Jacob, Gärtner“ und „Burck Joh. Jacob, Weingärtners, Wittwe“ als Bewohner. Über die Witwe des gleichnamigen Weingärtners – wohl des Vaters – erfährt man Näheres im „Amtsblatt der Freien Stadt Frankfurt“ vom 13. August 1861, das ihren Tod meldete: „Burck, Marie Elisabeth, geb. Heerdt, hinterl. Wittwe des verstorbenen hies. Bürgers und Weingärtners, Johann Jacob Burck, 84 Jahre, 2 Monate, 10 Tage alt.“

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Haus durch den Abriss eines Gebäudeteils verkleinert. Später im 20. Jahrhundert stand das Haus für längere Zeit leer und verfiel zunehmend. Glücklicherweise wurde Ende der siebziger Jahre – quasi in letzter Minute – die historische Bedeutung des Hauses erkannt und es konnte dem bereits beschlossenen Abriss entgehen. In den 80er Jahren wurde es umfänglich saniert. Nach der Sanierung zog der Verein "Freunde Frankfurts" ein, der sich der Frankfurter Geschichte widmet. Nachdem die Freunde Frankfurts 2015 ausgezogen waren, weil sie sich die gestiegenen Heiz- und Mietkosten nicht mehr leisten konnten, fand das Haus für längere Zeit keinen neuen Mieter. Erst 2023 zog das „Apfelweinkontor“ ein und die Besucherinnen und Besucher können in historischer Umgebung aus zahlreichen Sorten des Frankfurter „Nationalgetränks“ auswählen und diese vor allem im Rahmen der dort im ersten Stock zu festen Terminen angebotenen oder auch für Gruppen individuell zu buchenden Tastings vor Ort verkosten. Auch künstlerisch gestaltete Bembel sind erhältlich.

Das Haus in der Schellgasse 8 ist heute als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes aus geschichtlichen Gründen unter besonderen Schutz gestellt.

 

Adresse

Schellgasse 8

60594 Frankfurt am Main

 

 

*****

Textquellen

Seib, Adrian: Frankfurt am Main: Architektur und Kunst, Reclams Städteführer, Stuttgart, 2020.

Amtsblatt der Freien Stadt Frankfurt, Dienstag, den 13. August, 1861.

Staats- und Adreßhandbuch der Freien Stadt Frankfurt, 1852, Zweiter Teil, Adress-Handbuch, Siebente Auflage, Frankfurt a. M. o. J.

Baudenkmal im Dornröschenschlaf in: Frankfurter Neue Presse, 14.06.2017 abgerufen von >https://www.fnp.de/frankfurt/baudenkmal-dornroeschenschlaf-10454631.html< am 30.05.2023.

In der Schellgasse schmeckt jetzt das Stöffche in: Frankfurter Rundschau, 19.02.2023 abgerufen von >https://www.fr.de/frankfurt/in-der-schellgasse-schmeckt-jetzt-das-stoeffche-92096949.html< am 30.05.2023.

>https://www.freunde-frankfurts.de/verein/geschaeftsstelle.html< abgerufen am 30.05.2023.

>https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/153785/< abgerufen am 30.05.2023.

>https://www.apfelweinkontor.com/< abgerufen am 30.05.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Fachwerkhaus< abgerufen am 30.05.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Einwohnerentwicklung_von_Frankfurt_am_Main< abgerufen am 30.05.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_Frankfurt_am_Main< abgerufen am 30.05.2023.

 

Vorschaubild:

Fachwerkhaus Schellgasse 8, 2005, Urheber: Popie via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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