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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Falkenstein im Taunus

Falkenstein im Taunus

Sabine Gruber

In den Erläuterungen zu Johann Isaak von Gernings (1767-1837) „didactischem Gedicht“ „Die Heilquellen am Taunus“ wird die Burg Falkenstein als „eine der schönsten Ruinen des Taunus“ bezeichnet und die weite Aussicht in die Umgebung gerühmt: „Bey hellem Wetter zählt man von hier aus über 70 Ortschaften, die ringsumher gestreut liegen, und im Seitenblick erscheint auch ein Theil vom Rheingau“. Ungleich pathetischer klingen die Zeilen über Falkenstein im Gedicht selbst: „Dort, vom Felsen umthürmt, ragt Falkenstein in die Lüfte | Da ergreifet den Blick ferne der spiegelnde Rhein. […]“. Aber es stimmt ja, der Ort Falkenstein mit seiner Burgruine ist sehr idyllisch gelegen und bietet nach wie vor einen weiten Ausblick in die Umgebung. Nicht zuletzt deshalb war er spätestens nachdem der Taunus gut an den Frankfurter Nahverkehr angebunden und auch mit dem Auto erreichbar war, ein beliebtes Ausflugsziel von Frankfurterinnen und Frankfurtern.

Der Name Falkenstein für den Taunusort ist noch relativ neu. Noch im 17. Jahrhundert hieß er „Nürings“, nach den Grafen von Nürings, den Erbauern der ursprünglich hier gelegenen und im Hochmittelalter ersetzten Burg. Die Erbauer der im 13. Jahrhundert errichteten neuen Burg führten den Namen Bolanden-Falkenstein und nannten ihre Burg „Neu-Falkenstein“, was der Unterscheidung von ihrem Hauptsitz (Alt-)Falkenstein am Donnersberg diente. Wie bereits der alte Name der Burg ging auch der neue Name auf den Ort über. Nachdem die Falkensteiner im frühen 15. Jahrhundert ausgestorben waren, wechselte die Burg – insbesondere während des Dreißigjährigen Krieges – häufig ihre Besitzer. Im späteren 15. Jahrhundert gehörte sie beispielsweise Raubrittern, die von hier aus die Gegend unsicher machten, was ihnen durch die gute Aussicht erleichtert wurde. Auch die Dorfbewohner hatten unter diesen Burgherren zu leiden. Seit ihrer Teilzerstörung während des Pfälzischen Erbfolgekriegs durch die Franzosen im Jahr 1688 verfiel die Burg immer mehr und war – wie aus Johann Isaak von Gernings Gedicht ersichtlich – bereits im frühen 19. Jahrhundert eine Ruine. Immerhin wurde in den frühen 40er Jahren des 19. Jahrhunderts das noch heute vorhandene Eingangstor rekonstruiert. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Burg Eigentum der Gemeinde Falkenstein. Die gesamte Burganlage steht seit 1966 unter Naturschutz.

Während das Dorf Falkenstein in früherer Zeit eine Art Anhängsel der Burg war, gewann es spätestens seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an eigener Bedeutung. Seine schöne, von ausgedehnten Wäldern umgebene Lage zog zunehmend Erholungssuchende an und im Jahr 1873 wurde eine Heilanstalt für Lungenkranke errichtet, die zahlreiche Kranke aus dem In- und Ausland anzog. Allerdings erwies sich die Lungenklinik schon bald als medizinisch überholt und wurde bereits 1906 wieder abgerissen. Das schön gelegene Gelände wurde für den Neubau eines Heims für Erholung suchende rekonvaleszente Offiziere genutzt. Die Zeitschrift „Über Land und Meer“ berichtete 1909 über die Eröffnung: „In dem kleinen, in herrlicher und günstiger Lage gelegenen Taunusort Falkenstein ist am 20. August in Gegenwart des deutschen Kaiserpaares das neue Offiziersheim feierlich eingeweiht worden. Die Anstalt soll für die Offiziere des deutschen Heeres nach überstandener Krankheit und während der Rekonvaleszenzen eine Erholungsstätte sein und auch denjenigen als Aufenthaltsort dienen, die durch die Einflüsse des Tropenklimas gesundheitlich geschädigt sind. Das Heim besteht aus einem Kasino und Hauptverwaltungsgebäude und mehreren Landhäusern und liegt inmitten eines herrlichen Parkes mit uralten Baumgruppen.“ In den Landhäusern fanden 52 erholungsbedürftige Offiziere eine komfortable Unterkunft. Heute werden die Räume und der Park vom luxuriösen Fünf Sterne „Falkenstein Grand“-Hotel genutzt.

Früher war das Hotel Frankfurter Hof (Alt-Falkenstein 47) – ursprünglich ein Gebäude aus dem späten 18. Jahrhundert, das später mehrfach umgebaut wurde – das beste Hotel des Ortes, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch viele Touristinnen und Touristen anzog. Nachdem der Tourismus mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs zusammengebrochen war und sich in den 20er Jahren nicht nachhaltig erholen konnte, ging der Besitzer des Hotels 1933 dazu über, einige seiner Zimmer für ein „Rest Home Projekt“ der Quäker zu vermieten. Diese Unterkünfte sollten Verfolgten des NS-Regimes geschützte Orte bieten. Das Rest Home im Hotel Frankfurter Hof bestand bis 1939. In dem denkmalgeschützten Gebäude befindet sich heute kein Hotel mehr, sondern Arztpraxen und eine Apotheke. Der prominenteste Bewohner des Rest Homes in Falkenstein war der spätere Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter (1889-1953), der sich dort im Sommer 1934 nach seiner Inhaftierung im KZ Lichtenburg erholen konnte.

Heute ist Falkenstein keine selbstständige Gemeinde mehr. Aufgrund einer Gebietsreform wurde es gegen den Widerstand zahlreicher Bewohner 1972 Teil von Königstein im Taunus. Es hat rund 2.700 Einwohner und erhielt als Sitz mehrerer Kliniken und beliebter Kurort im Jahr 2002 das Prädikat heilklimatischer Kurort. Diese Auszeichnung für einen Stadtteil ist bundesweit einmalig.

 

 

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Textquellen:

Auf zum Taunus: Unternehmung zur Hebung des Verkehrs und Förderung der Besiedelung im südlichen Taunus, Hg. v. Ernst von Marx. Frankfurt a. M., MCMVIII [1908].

Das Offiziersheim „Taunus“ in Falkenstein in: Über Land und Meer, Bd. 102, 1909, S. 1148.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Gerning, Johann Isaak von: Die Heilquellen am Taunus: Ein didactisches Gedicht in vier Gesängen, Leipzig, 1814.

Möckelmann, Reiner: Wartesaal Ankara: Ernst Reuter – Exil und Rückkehr nach Berlin, Berlin, 2013.

Schreiber, Aloys: Le Guide du voyage du Rhin, depuis ses sources jusqu’en Hollande, des Bains du Taunus, d’Aix-la-Chapelle et de Spa, Traduit par Mr le professeur l’abbé Henry, 4. Aufl. Heidelberg, o. J.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Falkenstein_(K%C3%B6nigstein)< abgerufen am 05.11.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Falkenstein_(Taunus)< abgerufen am 05.11.2023.

>https://www.koenigstein.de/ksn/K%F6nigstein/Kultur/Kultur%20in%20K%C3%B6nigstein/
Stadtportrait/Stadtteil%20Falkenstein/
< abgerufen am 05.11.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Isaak_von_Gerning< abgerufen am 05.11.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Falkenstein_Grand< abgerufen am 05.11.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Hof_(Falkenstein)< abgerufen am 05.11.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Rest_Home_Projekt< abgerufen am 5.11.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Falkenstein fortikaĵo 2, 2007, Urheber: Thomas Pusch via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Litho - Burg Falkenstein - Walton - Humboldt - 1841, Urheber: W. Walton nach M. Humboldt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Falkenstein-taunus-002, 2009, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Klimatische Heilanstalt Falkenstein, 1875, Urheber: J. J. Kirchner via Wikimedia Commons PD-alt-100.

ehemaliges Hotel "Frankfurter Hof", 2014, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

 

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