Die Frankfurter Altstadt hatte einige Besonderheiten aufzuweisen wie eine, heute noch vorhandene, Buchgasse im Herzen des früheren Buchhändlerviertels. Früher gab es nahe der Buchgasse auch eine Gasse, die nach einem erst im 17. Jahrhundert in Europa eingeführten Genussmittel benannt worden war und die vom östlichen Teil der Alten Mainzer Gasse ausgehend ein Stück parallel zur Buchgasse und zur Karpfengasse verlief: die Kaffeegasse. Heute existiert das kleine, dunkle Gässchen nicht mehr. Seinen Namen erhielt es von dem seit 1689 in der Alten Mainzer Gasse ansässigen, ersten Frankfurter Kaffeehaus. Vermutlich führte die früher nach einem Bewohner als Drutmannsgasse bezeichnete Gasse auf das neue Kaffeehaus zu.
Johann Georg Battonn beschreibt die kleine Gasse in seiner „Oertlichen Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main“ so: „Sie liegt dem Kornmarkt, der nun die Buchgasse heisst, am nächsten und mündet sich hinten in die Falkengasse. Es geschah im vorletzt abgewichenen Jahrhunderte, dass man aus dem Orient die ersten Caffeebohnen zu uns brachte und daraus ein Getränk verfertigte, das nun so allgemein beliebt ist. […] Vermutlich war das Caffeehaus in der Mainzergasse das erste von den drei erwähnten und seine Entstehung war so auffallend, dass man von ihm der Gasse den Namen beilegte […].“ Mehr als ein paar alte Fotografien sind von der Gasse heute nicht mehr erhalten. Das für die Gasse namensgebende Kaffeehaus war von dem Lübecker Gewürzhändler Jakob Thomsen eröffnet worden, der erst danach, am 25. Juni 1690, das Frankfurter Bürgerrecht erhielt. Mit dem neuen Getränk konnte man gute Geschäfte machen, was unter anderem daran erkennbar ist, dass bereits wenige Jahre später ein zweites Kaffeehaus am Markt Nr. 34 eröffnete. Ein drittes Kaffeehaus eröffnete wenig später im Bleidenhaus. Trotz des anfangs großen Interesses an dem neuen, anregenden Getränk blieb es danach für hundert Jahre bei diesen drei Kaffeehäusern. Erst in der Publikation „Vierzig Jahre von Frankfurt am Main“ wird für das Jahr 1832 festgestellt, dass es inzwischen sechs Kaffeehäuser, davon drei jüdische in der neuen und alten Judengasse, gab.
Die Nähe der Kaffeegasse und des ersten Kaffeehauses in der Alten Mainzer Gasse zur Buchgasse war wohl nicht ganz zufällig, denn in ihrer Frühzeit und bis ins frühe 20. Jahrhundert waren Kaffeehäuser auch wichtige Orte des intellektuellen Austauschs. Dort konnte man andere Bildungsbürger treffen (Bildungsbürgerinnen waren damals noch nicht in Kaffeehäusern anzutreffen) und man konnte aktuelle Zeitungen und Zeitschriften lesen, die damals nicht so leicht zu haben und auch kostspieliger waren als heute. Mehr als Zeitschriften, intellektuellen Austausch und das neue, begehrte Getränk gab es in den frühen Kaffeehäusern noch nicht und Kaffeehausbesitzer mussten später mitunter darum kämpfen, wie in heutigen Cafés üblich etwas Süßes zum Getränk servieren zu dürfen. Das passierte zum Beispiel dem Kaffeehausbesitzer Christian Joseph Milani, der am 17. April 1848 um die Konzession für ein weiteres Kaffeehaus bat, in dem auch Kleingebäck und Gefrorenes angeboten werden sollten. Das wurde ihm aber verboten und die Eröffnung wurde abgesagt. Ähnliches hatte 1824 schon Seligman Abraham Hecht, der Besitzer eines Kaffeehauses in der Judengasse erlebt, dem untersagt worden war, zum Kaffee Eiscreme und andere Süßigkeiten anzubieten. Der Grund für derlei Einschränkungen war nicht zuletzt die Tatsache, dass die Inhaber von Konditoreien die Konkurrenz durch die Kaffeehäuser fürchteten.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts etablierten sich dann aber mehr und mehr die modernen Cafés, in denen neben Kaffee auch andere Getränke, Kuchen und Eiscreme angeboten wurden. Während die frühen Kaffeehäuser in der Frankfurter Altstadt lagen, siedelten sich die neuen Kaffeehäuser eher am Rand der damaligen Innenstadt an. Im späten 19. Jahrhundert wurde so die Gegend in der und um die Kaiserstraße zum wichtigsten Frankfurter Kaffeehausviertel.
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Textquellen:
Arnsberg, Paul: Bilder aus dem jüdischen Leben im alten Frankfurt, Frankfurt a. M., 1970.
Dietz, Alexander: Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 4, Ausgabe 1, Frankfurt a. M., 1925.
Lange, Georg: Geschichte der freien Stadt Frankfurt am Main, von ihrem Anfang bis auf die neuesten Zeiten, Darmstadt, 1837.
Lübbecke, Fried: Fünfhundert Jahre Buch und Druck in Frankfurt am Main, Frankfurt a. M., 1948.
Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main, von Johann Georg Battonn, Aus dessen Nachlasse herausgegeben von dem Vereine für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M., 5. Heft, Frankfurt a. M., 1869.
Vierzig Jahre von Frankfurt am Main, oder Frankfurt im Jahr 1792, im Jahr 1832 und im Jahr 1872, nebst einer chronologischen Uebersicht der merkwürdigsten Begebenheiten Frankfurt von 1700 bis 1833, 2. Teil, Frankfurt a. M., 1834.
>https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffee< abgerufen am 09.10.2025.
Bildquellen:
Vorschaubild: Frankfurt Am Main-Freie Stadt Frankfurt-Plan-1845, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Public Domain.
Langerfranz. 2004, Urheber: Melkom via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
Cafe Milani 1848, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.