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Friedrich W. Kantzenbach
Wüsst ich Dinge leicht wie Luft

Dieses Gedichtsbändchen ist liebevoll gestaltet und mit Fotos versehen. Es wendet sich an Leser, die bereit sind, aufmerksam hinzuhören und sich einzulassen auf die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Schicksal.

Frankfurter Naturschutzgebiete

Frankfurter Naturschutzgebiete

Sabine Gruber

1804 war es so weit und ein Teilbereich des Bamberger Hains, eines Hartholzauenwaldes, der damals als "Unterer Mühlwörth", später als "Theresienhain", bezeichnet wurde, wurde als erstes Gebiet in Deutschland unter Naturschutz gestellt und als Volkspark gesichert. 1836 folgte der Drachenfels im Siebengebirge. Frankfurt am Main war deutlich langsamer mit der Ausweisung von Naturschutzgebieten. Erst 1937 wurden zwei der heute sieben besonders geschützten Gebiete, das Enkheimer Ried und das Seckbacher Ried, unter Naturschutz gestellt. Naturschutzgebiete sind heute nach § 23 des Bundesnaturschutzgesetzes "rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist." Der Gedanke, dass einige Naturgebiete besonders schutzwürdig seien, hat seinen Ursprung einerseits in einer neuen Wahrnehmung der Natur seit dem späten 18. Jahrhundert. Sie wurde nicht mehr als vor allem bedrohlich, sondern in erster Linie als idyllisch und erholsam wahrgenommen. Andererseits resultiert die Überzeugung, dass Naturgebiete schutzwürdig seien, aus der seit dem 20. Jahrhundert immer mehr zunehmenden Erkenntnis, dass die Natur aufgrund der Auswirkungen der durch die Industrialisierung eingetretenen Umweltverschmutzungen und des Klimawandels bedroht ist. Die sieben während des 20. und frühen 21. Jahrhunderts als schutzwürdig ausgewiesenen Naturgebiete in Frankfurt am Main sind: das Enkheimer Ried, der Berger Hang, das Mühlbachtal, das Harheimer Ried, die Riedwiesen bei Niederursel, das Seckbacher Ried und die Schwanheimer Düne.

Das Enkheimer Ried, ein früheres Sumpfgebiet mit dem Riedteich und seinen Ufern im Osten von Bergen-Enkheim, ist nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Ein unmittelbar am Ufer gelegener Streifen ist aus Naturschutzgründen nicht zugänglich. Das Ried mit seinen Feuchtbiotopen gehört zum Frankfurter Grüngürtel. Ursprünglich umfasste das geschützte Gebiet nur 8,63 Hektar, davon 8 Hektar Gewässer. In den 70er Jahren wurde die geschützte Fläche auf 15,44 Hektar vergrößert. Eine weitere Vergrößerung, auf jetzt 28,23 Hektar, erfolgte 1995. Im See und an seinen Ufern leben zahlreiche – zum Teil sehr seltene – Pflanzen- und Tierarten, darunter etwa 140 verschiedene Vogelarten. Unter den Pflanzen sind vor allem die beiden Orchideenarten Breitblättriges und Fleischfarbenes Knabenkraut von besonderem Interesse. Man kann vom Aussterben bedrohte Entenarten wie Krick-, Löffel- und Spießenten beobachten oder – ebenfalls vom Aussterben bedrohte – seltene Sumpfschildkröten. Nicht weit entfernt vom Enkheimer Ried befindet sich ein weiteres Naturschutzgebiet, das sich auf die Stadtteile Bergen-Enkheim, Seckbach und Berkersheim verteilt – der Berger Hang, der ebenfalls zum Frankfurter Grüngürtel gehört. Hier stehen seit 1954 10 Hektar unter Naturschutz. Geschützt ist dort vor allem die Vegetation. Auch hier wachsen seltene Pflanzen wie der Händelwurz. Weil es auch zahlreiche Vogelarten gibt, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz eine Vogelkundliche Beobachtungsstation eingerichtet. Früher wurde am Berger Hang Wein angebaut, heute finden sich dort vor allem Streuobstwiesen. Als weiteres Naturschutzgebiet in der Nähe ist das Mühlbachtal am Südhang des Berger Rückens mit seinen nur an dieser Stelle vorkommenden Riesenschachtelhalmen zu nennen. Es steht seit 1986 unter Naturschutz. Ebenfalls nicht weit ist es zum 7 Hektar großen Auenwaldgebiet Seckbacher Ried, das wie das Enkheimer Ried bereits seit 1937 unter Naturschutz steht. Dort bilden unter anderem Silberweiden einen Wald und zahlreiche Tierarten, wie zum Beispiel der seltene, durch Stuttgart 21 bekannt gewordene, Juchtenkäfer, können beobachtet werden. In den 80er Jahren konnte eine drohende Austrocknung des Naturschutzgebietes verhindert werden.

Im von Feuchtwiesen geprägten Harheimer Ried, das erst seit 2008 unter Naturschutz steht, lassen sich zahlreiche Sumpfpflanzen ebenso wie verschiedene Vogelarten beobachten, die die dortigen Wiesen im Frühjahr und Sommer als Brutplatz nutzen. Bei den zum Frankfurter Grüngürtel gehörenden Riedwiesen in den Niddaauen von Niederursel, die seit 1983 unter Naturschutz stehen, handelt es sich um ein ähnliches Gebiet mit einer Vielfalt an Sumpfpflanzen und -tieren. Während die meisten Naturschutzgebiete in Frankfurt sumpfige Regionen sind, handelt es sich bei der seit 1984 unter Naturschutz stehende Schwanheimer Düne, die seit einiger Zeit über einen 500 Meter langen Bohlenweg erkundet werden kann, um eine in der Rhein-Main-Region seltene Trockenlandschaft. Die Pflanzen- und Tierwelt unterscheidet sich entsprechend. Die in der letzten Eiszeit entstandene Binnendüne hat einen für Sandboden typischen Bewuchs mit Pflanzen, die auch in einer kargen Umgebung zurecht kommen wie das seltene Silbergras. Als Bäume finden sich vor allem Kiefern. Unter den Vogelarten, die man dort beobachten kann, ist auch der selten gewordene Pirol.

Um der besonderen Schutzwürdigkeit der Frankfurter Naturschutzgebiete gerecht zu werden, gelten hier strenge Verhaltensregeln. Für alle Naturschutzgebiete gilt, dass es nicht erlaubt ist, sich von den offiziellen Wegen zu entfernen und Hunde frei laufen zu lassen, und es wird darüber hinaus darum gebeten, keinen Lärm zu machen, um wild lebende Tiere nicht aufzuscheuchen. Darüber hinaus können, auch abhängig vom jeweiligen Schutzgebiet, weitere Bestimmungen gelten.

 

 

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Textquellen:

Apel, Jürgen; Rüppel, Heidi: Raus in die Natur: Tipps für den Sonntags-Ausflug an Rhein-Main-Neckar im Vogelsberg – Taunus – Spessart – Odenwald, 2. Aufl., Witzenhausen, 2017.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer. Sechste, neubearbeitete Ausgabe. Frankfurt a. M., 1973.

>https://frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/umwelt-und-gruen-a-z/im-gruenen/schutzgebiete/naturschutzgebiete< abgerufen am 21.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Naturschutzgebiet_(Deutschland)< abgerufen am 21.12.2022.

>https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/naturschutz/monitoring/urwaldreliktarten-im-bamberger-hain< abgerufen am 21.12.2022.

>https://frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/orte/schutzgebiete< abgerufen am 21.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Naturschutzgebiete_in_Frankfurt_am_Main< abgerufen am 21.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Enkheimer_Ried< abgerufen am 21.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Berger_R%C3%BCcken< abgerufen am 21.12.2022.

>https://frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/orte/schutzgebiete/naturschutzgebiet-berger-hang< abgerufen am 21.12.2022.

>https://frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/orte/schutzgebiete/naturschutzgebiet-muehlbachtal< abgerufen am 21.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Seckbacher_Ried< abgerufen am 21.12.2022.

>https://frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/orte/schutzgebiete/naturschutzgebiet-harheimer-ried< abgerufen am 21.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Riedwiesen< abgerufen am 21.09.2022.

>https://www.regionalpark-rheinmain.de/portfolio-item/schwanheimer-duenen/< abgerufen am 21.09.2022.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Enkheimer-Ried-Frankfurt-2013-Ffm-496-498, 2013, Urheber: Simsalabimbam via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Seckbacher ried11, 2005, Urheber: Peng via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Berger-Hang-Frankfurt-2023-Ffm, Urheber: Simsalabimbam via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Eschbach Nidda Muendung, 2006, Urheber: MdE via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

 

 

 

 

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