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Luther im Himmel

Das jünste Gericht

Christoph Werner

Der große Reformator steht vor dem jüngsten Gericht; er ist angeklagt, auf Erden wahrhaft unchristlich gehandelt zu haben, da er Hexen, Juden und andere Gegner zu ersäufen oder zu pfählen empfahl. Nun muss er sich vor Gott rechtfertigen, warum er gegen das biblische Gebot der Nächstenliebe verstoßen habe.

Der Sommerhoffpark

Der Sommerhoffpark

Ralph Zade

Am Mainufer im Gutleutviertel befindet sich eine der versteckteren und weniger bekannten Parkanlagen Frankfurts. Der Sommerhoffpark ist heute in erster Linie im Hinblick auf bauliche Planungen in der Diskussion, die vorsehen, dass an seinen Rändern Wohnbebauung entstehen soll, die u. a. zwei Wohntürme umfasst – es wird (Stand Sommer 2021) auch bereits gebaut. Die stadtplanerischen Diskussionen der letzten Jahre hierum verdecken, dass die Grünanlage, die durch die entstehende Bebauung mehr denn je inmitten einer großstädtischen Szenerie liegen wird, eine lange Geschichte hat.

Betreten kann man den knapp 2,5 Hektar großen Park, der in einem lange Zeit durch Gewerbenutzung geprägten Areal im westlichen Gutleutviertel gegenüber dem Licht- und Luftbad Niederrad am anderen Mainufer liegt, derzeit nur über einen einzigen Zugang von der Gutleutstraße aus. Das einzige, was im Park auf den ersten Blick alt zu sein scheint, sind die alten Bäume. Doch wenn man näher hinschaut, sieht man einige Umfassungsmauern und eiserne Geländer, die offensichtlich älteren Datums sind. Dennoch macht der Park erst einmal den Eindruck eines Stadtparks aus dem 20. Jahrhundert. Dass hier einmal ein Landhaus stand, das sich dadurch auszeichnete, dass man es, wenn man mit dem Schiff mainaufwärts fuhr, inmitten einer großzügigen Parkanlage gleich wahrnahm, einer Anlage, die zwar insofern nicht einzigartig war, als es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankfurt und seiner Umgebung eine ganze Reihe von Parks mit Landhäusern reicher Handelsmagnaten gab – den Brentanopark in Rödelheim, den Bethmannpark, den Rothschildpark, und den Graubnerpark in Unterliederbach –, die aber doch, vor allem der Lage wegen, herausstach, kann man heute nur noch wahrnehmen, wenn man weiß, wie die Relikte einzuordnen sind, die man bei genauerem Hinsehen findet.

Johann Noë Gogel II., der Bauherr des genannten Landhauses, war ein reicher Weinhändler, dessen gesellschaftlicher Status in Frankfurt daran deutlich wird, dass der Hauptsitz der Familie, das Haus „Zur goldenen Kette“ (in dem vorübergehend auch der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel lebte, der als Hauslehrer für Nachkömmlinge der Familie tätig war), sich in allerbester Lage befand, am heute noch zentralen Roßmarkt. Im Jahre 1803 kaufte Gogel das Grundstück, auf dem dann sein Landhaus entstand. Es war die Zeit, in der die Stadtmauern fielen, die keinen militärischen Nutzen mehr hatten – ein Beschluss des Stadtrats hierzu erging 1802 – und in der Besitzungen außerhalb der Wallanlagen attraktiv wurden. Als Bauherrn wählte Gogel den Franzosen Nicolas Alexandre Salins de Montfort (1753-1838), der – zumindest nach der Frankfurter Überlieferung – sieben Jahre später (1810) auch das Nebbiensche Gartenhaus baute, das, anders als der für Gogel errichtete Bau heute, noch erhalten ist.

Das Gogelsche Landhaus, dessen Aussehen sich heute nur noch mittels historischer Abbildungen nachvollziehen lässt, stand in einem Park, der in zeitgenössischen Berichten als einer der schönsten der Stadt geschildert wird. Dieser wurde wohl von vornherein – genau weiß man es nicht – als englischer Landschaftspark geplant. Das Haus stand inmitten von Bäumen; es gab eine große Rasenfläche, die sich bis zum Ufer erstreckte. An den beiden Enden der Ufermauer gab es Aussichtspunkte. Im Park befanden sich überdies einige aus der mittelalterlichen Benediktinerabtei Neustadt am Main stammende Arkaden, die Gogel, dem Zeitgeschmack folgend, der eine Schwäche für romantisch wirkende Ruinen hatte, als Dekoration aufstellen ließ. Der Landsitz – dass es ein solcher war, kann man, nachdem das Gutleutviertel heutzutage zu den innenstadtnäheren Stadtteilen Frankfurts zählt, kaum noch nachvollziehen – diente nicht nur dem Genuss einer naturnahen Umgebung, sondern auch dem Empfang von Künstlern und Wissenschaftlern.

Die Nachkommen Gogels kauften an der Ostgrenze des Anwesens Land hinzu und betrieben hier teilweise Landwirtschaft – es wurden entsprechende Bauten wie Stallungen und Scheunen errichtet. Dadurch änderte sich der Charakter des Besitzes. 1883 geriet die Familie in finanzielle Nöte und musste das Anwesen deshalb verkaufen – nach der Erwerberfamilie Sommerhoff ist der Park heute benannt. Das Haus wurde baulich umfassend neu gestaltet, im Park kamen nicht einheimische Pflanzen hinzu.

1928 erwarb dann die Stadt Frankfurt den Park und gestaltete ihn im Sinne des Volksparkgedankens um. Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts fand in Frankfurt unter der Leitung des Stadtbaurats Ernst May eine grundlegende Stadtumgestaltung statt, die nicht nur den Bau der Wohnsiedlungen des „Neuen Frankfurt“ umfasste, sondern sich auch auf verschiedene Parks auswirkte – zur etwa gleichen Zeit wie den Sommerhoffpark erwarb die Stadt auch den Brentanopark und den Graubnerpark und gestaltete auch diese um. Im Sommerhoffpark wurden u. a. ein Kinderhort und – wie im Brentanopark – ein Spielplatz und ein Flussschwimmbad eingerichtet. Der Sommerhoffpark wurde nun zu einer der Erholung der Bevölkerung dienenden Anlage; davor, hierfür tiefe Eingriffe in die historische Parksubstanz vorzunehmen, schreckte man nicht zurück. 1944 wurde dann das Herrenhaus bei einem Luftangriff zerstört.

Ist die nun am Parkrand in Angriff genommene Wohnbebauung auch ein weiterer schwerwiegender Eingriff in das Umfeld, so ist doch zu hoffen, dass der Sommerhoffpark, der zuletzt ein wenig in Vergessenheit geraten war, nun wieder mehr in den Fokus des Interesses der Öffentlichkeit gerät und davon profitiert, unter anderem durch die geplante Vernetzung mit anderen Grünanlagen. Denn die natürliche Lage, die Johann Noë Gogel dazu veranlasste, gerade hier seinen Landsitz zu errichten, ist auch heute noch reizvoll. Für die zukünftigen Bewohner der nun entstehenden Wohnbauten ist die Nähe zum Park allemal ein Gewinn, aber auch für Frankfurt-Besucher mit historischem Interesse ist er eine Stippvisite allemal wert.

 

 

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Textquellen:

Derneth, Otto: Gärten im Alten Frankfurt, Waldemar Kramer Verlag , Frankfurt, 1976 , S. 93 ff.

Blecken, Frank: Historische Parks in Frankfurt am Main in: Tom Koenigs (Hrsg.): Stadt-Parks, Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York, 1993, S. 96 f.

Der Sommerhoffpark auf frankfurt.de: >https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/versteckte-orte/orte-zum-verweilen/sommerhoffpark< am 06.02.2023.

Chronik des Bahnhofs- und Gutleutviertels auf frankfurt.de: >https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/chroniken-der-stadtteile/chronik-des-bahnhofs--und-gutleutviertels< am 06.02.2023.

Gogels Gut im Historischen Ortslexikon Hessen: >https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/ol/register/ort/entry/41200000087:gogels+gut< am 06.02.2023.

FR-Bericht über Bauprojekte am Sommerhoffpark: >https://www.fr.de/frankfurt/wohnen-in-frankfurt-sti903943/baubeginn-sommerhoffpark-11028125.html< am 06.02.2023.

Karte zum Sommerhoffpark: >https://www.frankfurt-zoom.de/strassen/sommerhoffpark/< am 06.02.2023.

Seite des Stadtplanungsamts zum Sommerhoffpark: >https://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/sommerhoffpark_14696.html< am 06.02.2023.

GPS-Wanderaltlas zum Gutleutviertel: >https://www.ich-geh-wandern.de/frankfurt-gutleutviertel< am 06.02.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Frankfurt Am Main-Mainpanorama mit Gutleuthof-um 1825, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Frankfurt am Main-Gogels Gut-Carl Friedrich Mylius-1872 via Wikimedia Commons Gemeinfre.

FFM Gutleut Sommerhoffpark: Ansicht der Stützmauer der östlichen Terrasse des Sommerhoffparks von Westen. Am rechten Bildrand der Fluss Main, 2012, Urheber: Frank Behnsen via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

 

 

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